{Rezension} Hinter den Spiegeln so kalt von Liza Grimm

Finja hat das Gefühl, versagt zu haben, als nach dem Tod ihres Mannes auch noch ihre Tochter Hannah spurlos verschwindet. Verzweifelt klammert sich Finja an den Gedanken, dass ihre Tochter noch irgendwo dort draußen lebt und sucht schließlich Hilfe bei einer Hexe, obwohl sie an solchen Hokuspokus überhaupt nicht glaubt. Der einzige Hinweis auf Hannahs Verbleib findet sich im Badezimmer, hinter dem Spiegel und in ihrer eigenen Familiengeschichte…

Mit ihrer magischen »Talus«-Reihe hat mich Liza Grimm verzaubert, umso gespannter war ich auf ihre Interpretation von Anders Märchen über die Eiskönigin in »Hinter den Spiegeln so kalt«.

Ehrlich gesagt, hatte ich so eine Geschichte nicht zwischen den Buchdeckeln erwartet, denn Liza Grimm packt hier ein paar heftige Themen an, die sie mit einer Triggerwarnung am Ende des Buches anteasert und generell sehr sensibel damit in ihrem Roman umgeht.

Alles dreht sich um Finja, die sich gerade schwer angeschlagen in einem schwarzen Loch befindet, einziger Anker ist ihre beste Freundin, die sie mit Lebensmitteln und allem Nötigen versorgt. Nach dem Tod ihres Mannes hatte Finja mit einem neuen Freund an ihrer Seite wieder Mut und Hoffnung geschöpft, zusammen eine glückliche Patchwork-Familie zu werden. Das rätselhafte Verschwinden ihrer geliebten Tochter Hannah bringt jedoch ihre komplette Welt ins Wanken und ihre Panikattacken sowie die in ihr fest verwurzelte Angst vor Spiegel sind dadurch verstärkt.

Recht kurzweilig wird die Geschichte durch die Erzählstruktur auf drei Ebenen, in denen man Finja vollkommen glücklich mit Ehemann und Kind erlebt, an der Seite ihres neuen Freundes, der auf scheinbar herzliche Weise versucht eine Beziehung zu ihrer Tochter aufzubauen und schließlich in der Gegenwart, die am Boden zerstörte Finja erlebt, wie sie darum kämpft ihr Kind zu finden.

Mir hat es total gut gefallen, wie sich Finja langsam der eisigen Welt hinter den Spiegeln annähert und dabei nicht nur die Hilfe einer waschechten Hexe und deren Zirkel annimmt, sondern auch in ihrer Familiengeschichte auf ein Geheimnis stößt, welches sich als Schlüssel zu ihren Ängsten und ihrer verschwundenen Tochter erweist.

Leider verweilt die Handlung fast die meiste Zeit in der „normalen“ Welt, sodass die eisige Parallelwelt hinter den Spiegeln nicht sonderlich gut ausgebaut ist und einen sehr flachen Eindruck erweckt. Auch die Magie in der Story bleibt sehr dezent im Hintergrund und ich hätte zu gerne noch mehr darüber erfahren. Ein weiterer Punkt sind die Charaktere, hier bekommt man nur von Finja ein gutes Gesamtbild, die restlichen Protagonisten sind nur grob umrissene Gestalten.

»Hinter den Spiegeln so kalt« ist in erster Linie tatsächlich ein modernes Märchen, und kein ins Detail ausgearbeiteter Roman, der für schwere Themen wie Missbrauch und Ängste sensibilisiert. Und dieses Märchen weiß Liza Grimm in einer kurzweiligen und fesselnden Weise zu erzählen, sodass man die Geschichte am liebsten gar nicht aus der Hand legen würde.

Eine moderne Adaption des Eiskönigin-Märchens, bei der schwerwiegende Themen verpackt in etwas Magie zu finden sind.

Liza Grimm studierte in München Germanistik und verliebte sich währenddessen in Geschichten. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Fantasy- und Science-Fiction-Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Wenn sie gerade nicht schreibt, twittert sie leidenschaftlich gerne über ihren Hund oder redet auf Twitch über Bücher. Über ihre Social-Media-Kanäle erreicht sie über 90.000 Menschen.

Quelle: Droemer Knaur

Liza Grimm weiß einfach, eine Geschichte zu erzählen.
Der Büchernarr

Eine Geschichte mit einnehmenden, fantastischen Elementen und rührenden, aber auch schockierenden, widergespiegelten Realitäten.
Sophias Bookplanet

Emotional hat es mich vollkommen abgeholt.
Hertzklecks

Lizas Schreibstil, die Themen ihrer Bücher und der Spannungsaufbau machen immer wieder Lust auf mehr von ihr!
EasyPeasyBooks

Mir gefällt die Idee wahnsinnig gut, ebenso wie der Beginn, emotional war ich mittendrin, auch der “Gruselfaktor” war stellenweide da, aber wie es sich entwickelt war mir ab einem gewissen Punkt einfach zu wirr.
Sannes Bookcatalogue