{Rezension} A Thousand Ships – Die Heldinnen von Troja von Natalie Haynes


Lesedauer: 4 Minuten

Der berühmte Trojanische Krieg, entfacht durch den Raub der wunderschönen und bereits verheirateten Helena. Epische Lieder und Sagen beschreiben die legendäre Belagerung Trojas und die Schlacht zwischen den Trojanern und den Griechen, mit deren namhaften Helden wie Achill, Odysseus, Hector und Paris.

Kassandra, Priesterin des Apollon und Tochter von Hekabe und Priamos, kennt die schrecklichen Bilder der Zukunft, denn durch ihre Hellsichtigkeit weiß sie bereits, welches Schicksal sie und ihre Familie erwartet. Die Schlacht, die die Männer auf dem Kriegsfeld führen, mit ihrem Mut, Brutalität, Zorn und ihren Verlusten ist bekannt. Die Geschichte der stummen Heldinnen hingegen gilt es erst noch zu erzählen…

Natalie Haynes erzählt in ihrem Roman »A Thousand Ships – Die Heldinnen von Troja« von den Auswirkungen des Trojanischen Kriegs auf die Frauen und deren bisher kaum beschriebenen Rollen darin.

Die einzelnen Kapitel werden von unterschiedlichen Frauen erzählt, sodass ein umfangreiches Gesamtbild der unterschiedlichen Schicksale gezeichnet wird. Kassandra, eine trojanische Prinzessin und Priesterin des Apollon, mit ihrer Sicht in die Zukunft, die ein brennendes Troja vorhersagt, der jedoch niemand Glauben schenkt. Die trojanische Königin Hekabe, deren Söhne im Krieg sterben und wie ihre Tochter Polyxena als Opfergabe und ihre Schwiegertochter Andromache als Sklavin der Griechen enden.

Auf der griechischen Seite schreibt Penelope verzweifelte Briefe an ihren Mann Odysseus, der nach dem zehnjährigen Trojanischen Krieg weitere zehn Jahre benötigt, um zu seiner Frau und seinem Sohn heimzukehren. Klytämnestra schürt hingegen ihre Rachlust auf ihren Ehemann Agamemnon, der eigenhändig seine Tochter Iphigenie für den Krieg opferte.

Hiermit ist nur aus Auszug genannt, neben diesen berühmteren Namen erscheinen auch noch weitere weibliche Perspektiven, allerdings wird nicht auf das Schicksal der „bürgerlichen“ Frauen eingegangen. Somit entsteht leider kein ganzheitliches Bild der Frauenschicksale und deren Erlebnisse während und nach dem Trojanischen Krieg.

Natalie Haynes kann jedoch mit ihrem einfühlsamen Erzähltalent glänzen und beschwört mit ihren Zeilen eine dichte Atmosphäre herauf, die einen hautnah in die Geschichte hineinversetzen. Dabei können die einzelnen Kapitel mit Lebendigkeit und einem klugen Spannungsaufbau, der einen unweigerlich an die Seiten fesselt, überzeugen.

Mein Highlight waren definitiv die Kapitel aus Penelopes und Kassandras Sichtweise, denn hier spürt man regelrecht ihre Persönlichkeit und genau dieses Gefühl hätte ich gerne auch bei den restlichen Frauen empfunden. Ganzheitlich betrachtet, konnte mich »A Thousand Ships – Die Heldinnen von Troja« allerdings bestens unterhalten, denn auf diese Weise habe ich diesen legendären Mythos zuvor noch nicht erlebt.

Feministisch und intelligent erzählt, bietet der Mythos um den Trojanischen Krieg ein ganz neues Leseerlebnis. Unbedingt lesenswert!

★★★½☆

*WERBUNG*


Titel: A Thousand Ships – Die Heldinnen von Troja
Originaltitel: A Thausand Ships
Autor*in: Natalie Haynes
Übersetzer*in: Lena Kraus
Genre: Belletristik, Griechische Mythologie
Verlag: dtv Verlag
ISBN-13: 978-3423218658
Format: Broschiert
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preis: 14,95 €
Erschienen: 15. Juni 2023

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Natalie Haynes studierte Altphilologie in Cambridge, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte. Mit ihren Romanen und Sachbüchern möchte sie möglichst vielen Menschen die klassische Antike nahebringen. In Großbritannien und den USA wird die Bestseller-Autorin von Publikum und Presse als »Rockstar der Mythologie« (Washington Post) gefeiert.

Quelle: dtv Verlag


Das Buch ist mutig und wichtig und ein vielleicht ein weiterer kleiner Schritt zur Abschaffung des Patriarchats.
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Natalie Haynes gibt zahlreichen Frauen, Mädchen und Göttinnen, deren Leben sich durch diesen berühmten Konflikt für immer verändert haben, eine Stimme, und das ist tragisch, spannend, auch mal witzig, aber immer intelligent und komplex geschrieben.
Mikka liest

Das Romanpersonal setzt sich aus Altbekannten zusammen, Haynes überzeugt dabei aber mit einigen kompositorischen Elementen und überraschenden Ideen.
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