{Rezension} Athos 2643 von Nils Westerboer


Lesedauer: 4 Minuten

Auf dem Neptunmond Athos im Jahr 2643 lebt eine kleine Gemeinschaft Geistlicher in einem Kloster, als einer der Mönche stirbt wird Inquisitor Rüd Kartheiser gerufen, der sich dem Fall annehmen soll und für die Befragung der verantwortliche Künstliche Intelligenz (KI) zuständig ist. Gemeinsam mit seiner Begleiterin Zack, ebenfalls eine künstliche Intelligenz, die per Transmitter als holografische Erscheinung stets an Rüds Seite ist, trifft der Spezialist auf dem weit abseits gelegenen Mond an und sieht sich mit diversen Widerständen sowie einer geschickt taktierenden KI konfrontiert. Ohne Zacks Hilfe kann Rüd seine Aufgabe nicht abschließen und so trifft er gegen die Vorschriften die Entscheidung, ihr ganzes Potential zu nutzen…

Ab und zu tauche ich ganz gerne in die Welten der Science Fiction ein und da hat mich nicht nur das unglaublich tolle Cover von »Athos 2643« von Nils Westerboer direkt angelächelt, sondern auch die Beschreibung hat mich gelockt. Verspricht diese doch eine spannende Mischung aus Crime vor einem Weltraumsetting, in dem KI eine große Rolle spielt.

Der Erzählstil von Nils Westerboer fällt dann auch direkt im positiven Sinne auf, denn er hat für seine Story eine besondere, wie auch spannende Perspektive gewählt, denn man bekommt die Geschichte nicht etwa aus der Sichtweise des Inquisitors Rüd Kartheiser kredenzt, sondern taucht in die Gedanken seiner holografischen Begleiterin Zack ein.

Das Szenario ist leicht zusammengefasst: Im Jahr 2643 leben die letzten Menschen im Weltall und sind in überlebenswichtigen Dingen von KIs abhängig, die alle wichtigen Funktionen überwachen und steuern und dies in zwei Stufen, die entweder in ›util‹ im Sinne des bestmöglichen Nutzens des von ihr betreuten Habitats handelt oder in ›deon‹ im Sinne des einzelnen Individuums ihre Entscheidungen fällt.

In dem Kloster der Cönobiten auf Athos kommt ein Mönch zu Tode und Inquisitor Rüd Kartheiser rückt mit Zack an, um die MARFA (KI) des Neptunmondes zu befragen und in den Betriebsmodus ›deon‹ zu versetzten, welches weitere tödliche Vorfälle verhindern soll. Dieser Teil der Handlung stellt mit weiteren Todesfällen den Crime-Part, welcher zusehends mit philosophischen und moralischen Aspekten aufgewertet wird.

»Wer entscheidet, was jemand ist?«
Seite 69

Besonders spannend ist in dieser Hinsicht natürlich die Erzählperspektive der KI Zack, welche im Vergleich zum Menschen niemals etwas vergisst und auf enorme Datenmengen Zugriff hat. Dieser Kniff führt zu einem intensiven Leseerlebnis, das die eigenen Gedanken anregt. Von Kapitel zu Kapitel taucht man tiefer in die Sichtweise Zacks ein, wobei die Tatsache, dass es sich bei der Erzählstimme um eine KI handelt, immer wieder in den Hintergrund rückt. Liegt es daran, dass wir Menschen immer versuchen das Menschliche in anderen zu sehen?

Eine Schwäche des Menschen, die ich im Übrigen für seine größte überhaupt halte, ist die zunehmende Bereitschaft, nach einem Fehler weitere Fehler zu machen.
Seite 137


»Athos 2643« ist ein anspruchsvolles Buch, das seine Leser*innen auf eine fordernde Reise schickt und dabei mit kreativem Ideenreichtum glänzt. Nils Westerboer hat eine mitreisende Welt im All erschaffen, die mit einer orientalischen Note aufwartet, wobei ich mir hierzu definitiv etwas mehr Hintergrundinformationen gewünscht habe. Als herrlich angenehm habe ich es empfunden, dass er bei seinem Wordlbuilding sich nicht in seitenlangen Erklärungen verliert, sondern Tatsachen schafft und es der Fantasie seiner Leserschaft überlässt das Gesamtbild auszumalen.


Packende SciFi über das Leben im Jahr 2643 mit einem erfrischenden orientalischen Touch, viel Spannung und ausgeprägtem Hang zum Philosophischem erzählt. Für Genre-Fans ein absolutes Must-Read!

★★★★½

*WERBUNG*


Titel: Athos 2643
Autor: Nils Westerboer
Genre: Science Fiction
Verlag: Hobbit Presse (Klett-Cotta)
ISBN-13: 978-3608984941
Format: Broschiert
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preis: 18,00 €
Erschienen: 19. Februar 2022

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Nils Westerboer, geboren 1978, war nach der Schule in Israel tätig unter anderem als Betreuer für Menschen mit Behinderung, Hausmeister und Trainer für Sprengstoffsuchhunde. Anschließend studierte er Germanistik, Theologie und Medienwissenschaften in München und Jena. Als Naturfilm-Kameraassistent ging er für ZDF, NDR und arte auf Tuchfühlung mit Hornissen, Wölfen und Vampiren. Seit 2012 unterrichtet er an einer Gemeinschaftsschule. Sein Debüt „Kernschatten“ wurde für den Deutschen Science-Fiction-Preis 2015 nominiert.

Quelle: Klett-Cotta Verlag


Was soll ich anderes sagen, was soll ich anderes denken, als dass ich sprachlos bin, denklos, aber nicht gedankenlos. Ein phantastischer Roman! Danke.
Booknapping

Ein hintergründiger Science-Fiction-Spannungsroman, bei dem man manche Passage erstmal sacken lassen muss – aber das muss ja auch bei Spannungsliteratur kein Nachteil sein.
Kaliber .17

[…]für Science Fiction Liebhaber definitiv eine große Empfehlung!
Zeilengeflüster

Nils Westerboer hat mich von Seite Eins in den Bann gezogen. Ich hoffe auf viele weitere Bücher dieses Genies.
Bücher in Klein Borstel, Rina Schölzel

Insgesamt bin ich überzeugt, mich mit „Athos 2643“ bereits an einem Höhepunkt des Jahres habe erfreuen dürfen.
Buchwurm.info

Der Büchernarr

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1 Kommentare

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