{Rezension} Später von Stephen King


Lesedauer: 5 Minuten

Von klein auf kann Jamie Conklin die Geister verstorbener Menschen sehen und mit ihnen reden, bevor diese allmählich verblassen. Seiner alleinerziehenden Mutter Tia steht Jamie sehr nahe und ist die einzige Person, die von seiner Begabung weiß und dieses Geheimnis gut hütet. Doch als die Finanzkrise Tias Literaturagentur in Bedrängnis bringt und all ihre Hoffnung auf dem Abschlussband der Saga ihres rentabelsten Autors ruht, stirb dieser ohne das Buch vollendet zu haben. Tia weiht ihre Lebensgefährtin Liz Dutton, die bei NYPD arbeitet, in das Geheimnis ein und zusammen mit Jamie gelingt es ihnen die Details der Geschichte in Erfahrung zu bringen, denn die Geister müssen Jamies Fragen immer ehrlich beantworten. Zwar sind Jamie und Tia nun dem finanziellen Ruin entkommen, doch ›später‹ wird die Offenbarung von Jamies Gabe ungeahnte Ereignisse nach sich tragen…

Der neue Roman »Später« von Schriftsteller-Legende Stephen King zählt mit gerade einmal dreihundert Seiten zu seinen dünneren Werken und wirkt wie eine moderne Mischung aus einer klassischen Gothic Novel und einem nervenaufreibenden Thriller. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive des neunjährigen Jamie Conklin, der mit seiner lockeren Jugendsprache einen besonderen Touch beisteuert.

Die Geschichte über einen Jungen der Geister sehen und mit ihnen reden kann ist an sich nichts grundlegend neues und erinnerte mich sogleich an den erfolgreichen Psychothriller »The Sixth Sense« aus dem Jahre 1999. Doch Stephen King wäre nicht Stephen King, wenn er eine ganz eigene abgefahrene Mystery-Geschichte zu Papier bringen würde.

Im Rückblick denke ich manchmal, mein Leben war wie ein Roman von Dickens, nur halt mit Kraftausdrücken.
Seite 21

Der große Star von »Später« ist in meinen Augen der unvergleichliche Erzählstil, denn durch diesen hat man das Gefühl direkt in der Haut des jungen Hauptprotagonisten zu stecken. Einfach grandios, wie King es immer wieder gelingt solch authentische Charaktere zu erschaffen und sich in diese hineinzuversetzen, denn sogar im Erzählstil merkt man das Älterwerden des Ich-Erzählers an.

Der Horror von »Später« setzt sich aus subtilen Andeutungen und schockierenden Ereignissen zusammen, wobei King nicht an brutalen Einzelheiten spart, wenn z. B. Jamie von Liz dazu gezwungen wird, mit einem toten Bombenleger zu sprechen, um den Ort seines letzten deponierten Sprengkörpers in Erfahrung zu bringen. Diese Begebenheit hat zwar auf den ersten Blick das edle Ziel Leben zu retten, doch die Beweggründe dahinter sind von menschlichen Sorgen und Ängsten geprägt.

Schließlich gewöhnt man sich an wundersame Dinge. Man hält sie für selbstverständlich.
Seite 102

Die enge Beziehung zwischen Jamie und seiner Mutter ist ein zentraler Punkt, denn ich bin mir sicher, dass sich der Junge ohne den starken Rückhalt nicht ganz so souverän mit seiner Gabe und der brutalen Entwicklung der Geschichte geschlagen hätte. So ist sie zu etwas ganz natürlichem geworden, mit dem ohne Angst umgegangen werden kann, bis aus einem Geist plötzlich mehr wird…

Sicherlich hätte King noch viel mehr aus dieser Geschichte herausholen können und nur zu gerne hätte ich noch weitere hundert Seiten an der Seite des sympathischen Jungen, der mit den Toten reden kann, verbracht, doch auch in dieser Kürze hat der Autor wieder einmal Themen angeschnitten, die einen noch nach dem Lesen beschäftigen. Welches Recht nehmen sich z. B. Menschen heraus, die jemanden für ihre Zwecke benutzen, und wo ist die Grenze? Außerdem wird hervorragend aufgezeigt, dass der Missbrauch von Alkohol und Drogen niemals eine Lösung sein kann.


Ein solider King-Roman der für mitreißende Unterhaltung sorgt, aber gerne noch etwas ausschweifender daherkommen hätte können.

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Später
Originaltitel: Later
Autor: Stephen King
Übersetzer: Bernhard Kleinschmidt
Genre: Horror, Thriller, Mystery
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3453273351
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 304 Seiten
Preis: 22,00 €
Erschienen: 15. März 2021

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Stephen King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Er zählt zu den erfolgreichsten Autoren des späten 20. Jahrhunderts. Insgesamt hat der vielfach ausgezeichnete Bestsellerautor über 40 Romane, über 100 Kurzgeschichten, Novellen, Drehbücher, Gedichte, Essays, Kolumnen und Sachbücher veröffentlicht. Ende 2003 erhält Stephen King den »National Book Award« für sein Lebenswerk. Weltweit hat er 400 Millionen Bücher in mehr als 40 Sprachen verkauft. Mit seiner Frau Tabitha lebt er in Bangor, Maine. Stephen King hat eine Tochter und zwei Söhne.

Zwischen 1966 und 1970 studiert Stephen King Englisch an der Universität von Maine, wo er Tabitha Spruce kennenlernt und ein Jahr später heiratet. Nach seinem Examen arbeitet King in der Stadt Hampton in Maine als Englischlehrer. Mit Nachtschichten als Bügler in einer Wäscherei hält er sich über Wasser. In der wenigen Freizeit schreibt er Kurzgeschichten. Obwohl es ihm hin und wieder gelingt, eine Geschichte zu verkaufen, ist er noch weit davon entfernt, sich sein Einkommen allein durch seine Arbeit als Schriftsteller sichern zu können. Er schreibt mehrere Romane, für die er aber keinen Verlag findet. Er zweifelt an seiner schriftstellerischen Begabung. Später veröffentlicht er diese Romane überarbeitet unter dem Pseudonym Richard Bachman.

In einem gemieteten Wohnwagen beginnt King seinen Roman Carrie zu schreiben. Wie King später verrät, hielt er das Carrie-Manuskript beim Durchlesen für schlecht und beförderte es in den Müll. Seine Frau fischte es heraus und spornte King dazu an, das Buch zu vollenden. 1973 kauft der Verlag Doubleday den Roman. Die Veröffentlichung seines Debüts im Jahr 1974 und dessen erfolgreiche Verfilmung machen Stephen King schlagartig berühmt. Er entschließt sich, den Lehrerberuf aufzugeben und sich ganz dem Schreiben zu widmen. Wenig später erscheint sein zweiter Roman The Shining – sein erster Roman, der auf der Bestsellerliste erscheint. Mit ebenfalls großem Erfolg veröffentlicht King in den folgenden Jahren weitere Romane und Kurzgeschichtensammlungen. Viele seiner Romane wurden fürs Kino oder das Fernsehen verfilmt; im Jahr 2017 werden gleich zwei große Projekte auf die Leinwand kommen: Der Dunkle Turm und eine Neuverfilmung von ES.

Im Mittelpunkt von Stephen Kings Gesamtwerk steht der siebenbändige Fantasy-Zyklus Der Dunkle Turm um den Revolvermann Roland. King selbst bezeichnet den Dunklen Turm – eine Fusion aus verschiedensten Zeiten, Orten und Geschichten – als sein wichtigstes Werk.

Quelle: Random House


Eine durch und durch sympathische Geschichte, die mit einigen schmackhaften Gruseligkeiten aufwarten kann.
Buchperlenblog

Ich kann diese Geschichte jedem empfehlen, der Horrorgeschichten mag, die nicht immer direkt blutig sein müssen und für alle die Stephen King schon kennen, ist es nochmal was ganz besonderes, denn wie in seinen anderen Werken auch, treffen wir hier auch wieder auf viele Andeutungen aus seinen älteren Romanen.
Lese-Welle

Klare Leseempfehlung für alle King-Fans und jene, die es werden wollen.
Powerschnute

Ein Pageturner mit kleinen Schwächen, und doch ein kleines Juwel.
Nicole Rensmann

Stephen King hat kein neues Meisterwerk geschaffen, sondern erzählt einfach “nur” eine gute Geistergeschichte.
Der Büchernarr

Bücherbaronin | Rainbookworld

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10 Kommentare

  1. Huhu meine Liebe!
    Schön, dass dir der neueste Streich von King auch so gefallen hat! Ich fand die Beziehung zwischen Mutter und Sohn auch wirklich wunderbar dargestellt, davon lebt die Geschichte tatsächlich sehr. Nun freu ich mich auf den Herbst, denn da ist erneut KING-TIME! =)

    Alles Liebe!
    Gabriela

  2. Hallo liebe Bella,

    also ich lese gerne auch mal wieder einen Stephen King, deshalb Danke für die Vorstellung.

    LG…Karin..

    • Hallo Karin,

      sehr gerne, und es freut mich, dass du nun auch wieder zu einem King Roman greifen möchtest!

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

      Viele Grüße
      Bella

  3. LeseWelle

    Hallo!
    Bis jetzt lese ich nur gute Rezensionen zu dem neuen King und ich kann mich da auch nur anschließen.
    Und auch deiner Meinung das es hätte mehr sein können. Deshalb hoffe ich, dass King in einem seiner noch kommenden Werke vielleicht Jamie nochmal auftauchen lässt. Ein tolles Buch!
    Ich verlinke dich mal schnell bei meiner Rezension. :)
    Liebe Grüße
    Diana

    • Liebe Diana,

      ohja das wäre einfach wundervoll, wenn wir Jamie in einem anderen King-Werk nochmal begegnen dürften. Gut vorstellen kann ich mir das auf jeden Fall!

      Ganz lieben Dank für die Verlinkung, ich nehme deine Rezension auch gleich noch in meinem Beitrag auf.

      Herzliche Grüße
      Bella

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