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Ein Baby, dessen Haut blau leuchtet, ein schwarzer Junge, der unverwundbar ist, ein Mädchen, die Staub lenken kann und ein Mädchen, welches unsichtbar werden kann. Ende des 19. Jahrhunderts sind Frank Coulton und seine neue Partnerin Alice Quicke im Auftrag des Cairndale Intituts weltweit auf der Suche nach Waisenkindern mit genau solchen Talenten. Marlowe, das Baby mit der blau leuchtenden Haut, ist etwas ganz Besonderes unter den Talenten, und muss mit allen Mitteln gefunden werden, denn er benötigt den Schutz des Institutes, da er in allergrößter Gefahr schwebt…
Der bereits durch seine im Diogenes Verlag erschienenen Romane bekannte Autor Steven Price (›Die Frau in der Themse‹ und ›Der letzte Prinz‹) beschreitet unter dem Pseudonym J. M. Miro mit »Ganz gewöhnliche Monster« das Feld des Phantastischen, und wartet mit Horror-Einflüssen auf.
Es kam ihm vor, als habe er eine seltsame Welt betreten, eine Welt aus Schatten und gruseligen Missbildungen, die in Glästern schwebten. Eine Welt voll von Geheimnissen und Seife und himmlisch weichen Handtüchern.
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Die Geschichte der magisch begabten Waisenkinder ist Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt und liest sich wahrlich wie eine gekonnte Mischung aus düsterer Fantasy kombiniert mit der dichten Atmosphäre eines Klassikers der Weltliteratur. Besiedelt ist der fast 800 Seiten starke Schmöker nicht nur mit fein ausgearbeiteten Charaktere, die einem lebhaft vor Augen treten, sondern auch die Vielfalt der Schauplätze England und Schottland, sowie der Wilde Westen und das exotische Tokio. J. M. Miro kann durch seinen bildhaften und ausschweifenden Erzählstil das Geschehen deutlich heraufbeschwören und führt seine Leserschaft in ein spannendes Abenteuer voller unvorhersehbarer Wendungen und mitreißenden Entwicklungen.
Sehr genossen habe ich den langsamen Storyaufbau, und dass sich Miro sehr viel Zeit für die Ausgestaltung seiner Protagonisten und dem Spinnen des Handlungsbogens nimmt. Erzählt wird die Story zudem aus verschiedenen Perspektiven und die Sprünge in der Zeit, was »Ganz gewöhnliche Monster« zu einer durchaus anspruchsvollen Lektüre macht. Es lohnt sich aber auf jeden Fall am Ball zu bleiben, denn belohnt wird man mit einer absolut fesselnden Geschichte und Charakteren, die ans Herz wachsen.
Ich möchte gar nicht zu viel über den Inhalt spoilern, aber auf jeden Fall erwähnen möchte ich die große Bandbreite der authentisch gestalteten Charaktere, durch die man die verschiedenste Themengebiete streift, wie z. B. die Versklavung in Amerika, die Rolle der Frau Ende des 19. Jahrhunderts oder auch die zur Schau Stellung andersartiger Menschen in fahrenden Zirkussen. Anders sind natürlich auch die jungen Talente und so spielt das von Dr. Berghast geleitete Cairndale Intitut in Schottland, welches den Talenten Zuflucht bietet und sie mit Nahrung und Bildung versorgt, eine zentrale Rolle.
In einem so mächtigen Werk, wie diesem, muss man zwar mit Wiederholungen rechnen, und auch ein paar Längen gibt es, welche sich leicht verschmerzen lassen. Die spannende Aufarbeitung von Gut und Böse haben mich hingegen völlig in den Bann genommen, da Miro gekonnt mit der Wechselseitigkeit dieser Zuschreibungen spielt.
Angst ist nur, wenn dein Kopf deinem Herzen sagt, es soll vorsichtig sein.
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Das packende Showdown-Finale macht zudem Appetit auf die Fortsetzung dieses prächtigen Trilogieauftaktes, welche hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt. Der zweite Band der ›Talents Trilogy‹ unter dem Titel ›Bringer of Dust‹ ist im englischen Original für 2024 vorgesehen.
Packende und düstere Fantasy vor historischem Setting. Hier liefert J. M. Miro ein cineastisches Leseabenteuer, welches Appetit auf mehr macht!
Titel: Ganz gewöhnliche Monster – Dunkle Talente
Originaltitel: Ordinary Monsters – Talents Book 1
Reihe: Talents Trilogy (1 von 3)
Autor*in: J. M. Miro
Übersetzer*in: Thomas Salter
Genre: Historische Fantasy
Verlag: Heyne
ISBN-13: 978-3453322325
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 800 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 13. Oktober 2022
Ich weiß gar nicht, was ich genau hinter der Geschichte erwartet habe, doch J. M. Miro hat all meine Erwartungen übertroffen […]
Letterheart
Eine Geschichte die einfach alles hat und ich nur weiterempfehlen kann!
Lesewelle
„Ganz gewöhnliche Monster“ war durchweg spannend!
Maya Shepherd
Story und Settings saugen eine förmlich ein.
Die Zukunft, Christian Endres
Ganz gewöhnliche Monster von J.M. Miro erfindet das Genre nicht neu, kann aber durch starke Charaktere, ein atmosphärisch dichtes Setting und interessante Fragestellungen begeistern.
Bücherbriefe
Diese Vielseitigkeit der Figuren ist besonders erwähnenswert und ein großer Pluspunkt des Reihenauftakts.
faanielibri
Hallo liebe Bella,
sicherlich eine interessante Geschichte, aber wenn der 1.Band schon 800 Seiten hat…schreckt mich das als Leserin etwas vom Kaufen bzw. Lesen dann ab..
Ist mir persönlich einfach zu viel Lesestoff für ein Buch ….augenzwickern..
LG..Karin..
Liebe Karin,
kann dein Argument total verstehen. Ich liebe solche Schmöker, weiß aber auch kürzere Romane sehr zu schätzen.
Herzlichst
Bella