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Ein Klassiker der Fantasy als Gesamtausgabe
Der friedlichen Welt Akbar droht große Gefahr. In ferner Vorzeit wurde der böse Gott Ramor für seinen Versuch, die Alleinherrschaft unter den Göttern zu erlangen, mit einem Fluch belegt. Doch jetzt steht Ramor kurz vor der Rückkehr. Nur die Zauberprinzessin Mara kennt die Formel, die Ramor weiter in sein Gefängnis bannt. Nur konnte sie die Formel nicht rechtzeitig aussprechen. So machen sich ihre Tochter Pelissa und der berühmte Ritter Bragon auf die Suche nach dem Vogel der Zeit – denn nur mit seiner Hilfe lässt sich die Zeit aufhalten und die Formel rechtzeitig zu Ende bringen.
Quelle: Carlsen Verlag
Die Fantasy-Comic-Serie »Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit« von Serge Le Tendre und Régis Loisel zählt bereits zu den Klassikern seines Genres und erschien erstmals in den 1980er Jahren. Der erste Zyklus, welcher die vier Bände »Schatten über Akbar«, »Der Tempel des Vergessens«, »Grauwolfs letzter Kampf« und »Das Ei der Finsternis« umfasst, wurde vom Carlsen Verlag dieses Jahr in einer Hardcover-Gesamtausgabe herausgebracht und wird damit einem neuen Comicpublikum (wie mir) zugänglich gemacht.
Die Szenerie ist in typischer Manier eines Fantasy-Abenteuers gestrickt, kann in seiner Gesamtheit aus archetypischem Personal (welches zu überraschen weiß) und dem eindrucksvoll ausgestalteten Setting bestechen. Das französische Künstlerduo Serge Le Tendre und Régis Loisel entführt seine Leserschaft in das wilde Reich Akbar, wo die Zauberprinzessin Mara ihre Tochter Pelissa aussendet, um den Vogel der Zeit zu finden und damit genügend Zeit für die Erneuerung der Bannung des mächtigen und zerstörerischen Gottes Ramor zu erhalten. Außerdem gibt es reichlich beschreibenden Text, der für ein nostalgisches Leseerlebnis sorgt.
© Carlsen Verlag/Régis Loisel
Pelissa benötigt für dieses Vorhaben Unterstützung, sodass sie in den Hochebenen von Medir den sagenumwobenen Ritter Bragon aufsucht, um ihn aus seinem Ruhestand zu holen, auf dass er noch einmal seinen Mut beweisen möge. Immer an Pelissas Seite ein kleines magisches Wesen namens Pelzchen (zu dem sie eine mysteriöse Verbindung zu haben scheint) und zusammen mit einem Unbekannten (ziemlich ängstlichen Hasenfuß) und Bulrog (einem alten Schüler Bragons) sind die Gefährten für das Abenteuer komplettiert.
© Carlsen Verlag/Régis Loisel
Zunächst muss ich sagen, dass ich aufgrund der aufreizend zur Schau gestellten Weiblichkeit Pelissas und der aufdringliche Klischeehaftigkeit so mancher Charaktere meine Bedenken hatte, doch diese zerstreuten sich im Verlauf der Geschichte, denn diese Fantasy-Mär hält eine wundervolle Dynamik und Unerwartetes bereit. Besonders gut gefallen hat mir die ideenreiche und kreative Ausgestaltung der verschiedenen Reiche, die unsere lieb gewonnenen Gefährten durchreisen, denn hier lauern kuriose Kreaturen. Einer davon ist Toll vom Dol, ein echsenartiger Wicht mit Greifvogelfüßen, rotem Umhang und spitzen Zähnen, der in Rätseln spricht oder Grauwolf, ein recht ungemütlicher Zeitgenosse, der einst Bragon lehrte.
© Carlsen Verlag/Régis Loisel
Die Illustrationen von Régis Loisel haben den unverkennbaren frankobelgischen Stil, was in meinen Augen perfekt zu dem actionreichen Fantasy-Abenteuer mit seiner humorvollen Note passt. Klar merkt man Geschichte und Zeichnungen an, dass sie nicht aus dem 21. Jahrhundert stammen, dennoch ist »Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit« eine unterhaltsame Lektüre, perfekt für die kalte Jahreszeit, die ich wärmstens weiterempfehle!
Als kleines Extra ist in dieser Gesamtausgabe die ursprüngliche Schwarz-Weiß-Fassung aus dem Jahr 1975 enthalten, die in einem französischen SciFi-Magazin veröffentlich wurde und für die ersten Kapitel der epischen Fantasy-Saga wieder aufgegriffen wurde.
Ein äußerst unterhaltsames Fantasyabenteuer aus den 80er Jahren, das besonders durch die fantasievolle Kreativität der Illustrationen punkten kann. Als Neuauflage für neue und alte Fans epischer Fantasy eine Empfehlung!
Titel: Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit | Erster Zyklus: Die Suche
Originaltitel: La Quête de l’oiseau du temps (Intégrale)
Autor: Serge Le Tendre
Illustrator: Régis Loisel
Übersetzer: Peter Müller, Resel Rebirsch & Harald Sachse
Genre: Comic, High Fantasy
Verlag: Carlsen
ISBN-13: 978-3551738967
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 240 Seiten
Preis: 40,00 €
Erschienen: 4. Mai 2021
Serge Le Tendre, 1946 geboren, hatte Anfang der 70er-Jahre in einem Zeichenkurs den fünf Jahre jüngeren Régis Loisel kennengelernt. Für ihn schrieb er 1975, nachdem er auf Anraten seines Lehrers Jean-Claude Mézières den Zeichenstift gegen die Schreibfeder getauscht hatte, sein erstes Szenario, „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ von dem jedoch vorerst nicht mehr als sechs Seiten ausgeführt wurden. Zwischen 1976 und 1982 verfasste Le Tendre Szenarien unter anderem für Dominique Hé, Annie Goetzinger, Al Voss, Max Cabanes und Michel Blanc-Dumont. 1982 arbeitete er mit Makyo zusammen an „Jackie Kottwitz“ für Alain Dodier, bevor er sich an „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ erinnerte. Das sich in der neuen Fassung nunmehr über vier Bände erstreckende Szenario wurde von seinem ehemaligen Studienkollegen Loisel kongenial umgesetzt und ein internationaler Erfolg. 1985 schrieb Le Tendre außerdem für Christian Rossi den dreibändigen Comic-Roman „Die Verwirrung des Julius Antoine“. Inzwischen arbeitet er an einem neuen Zyklus zum „Vogel der Zeit“: Band 5 der Serie, der von den Jugendabenteuern der Figur Bragon erzählt, ist im Dezember 1998 bei CARLSEN COMICS erschienen.
Quelle: Carlsen Verlag
Régis Loisel war bereits seit zehn Jahren Comiczeichner, als er 1982 die erste Episode seines Fantasy-Vierteilers „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ veröffentlichte, der ihn zu internationalem Starruhm verhalf. Der 1951 in Saint-Maixent im Westen Frankreichs geborene Loisel war in den frühen 70er-Jahren von Jean-Claude Mézières mit dem Szenaristen Serge Le Tendre bekannt gemacht worden. Die Idee zu „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ wurde von den beiden schon 1975 für ein kurzlebiges Fantasy-Magazin entwickelt, doch erst die für „Charlie“ neu gezeichnete Fassung von 1982 überzeugte Publikum wie Kritik gleichermaßen. Nachdem der vorerst letzte Band der Serie, „Das Ei der Finsternis“, 1987 vorlag, wuchs die Spannung, ob Loisel sein hohes graphisches Niveau in einer neuen Arbeit würde halten können. Die einem eigenen Szenario nach Motiven von Matthew Barries folgende Serie „Peter Pan“ (ab 1990), von der bislang vier Alben vorliegen, bestätigte Loisels Ruf als einer der besten zeitgenössischen Zeichner.
Quelle: Carlsen Verlag
- »Aldobrando« von Gipi & Luigi Critone
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