{Rezension} Draußen feiern die Leute von Sven Pfizenmaier


Lesedauer: 4 Minuten

Ein provinzielles Dorf in Deutschland, wie es sie zu Tausenden gibt, mit einem Kreisel, einer Bank und einem alljährlichen Fest. Die Teenager Timo, Valerie und Richard haben jedoch keinen Anschluss in der Gemeinschaft gefunden und versuchen als Außenseiter ihren Weg zu finden. Als das Mädchen Flora eines Tages spurlos verschwindet, macht sich ihre Schwester auf die Suche nach der Vermissten. Dabei setzt sie auf die Unterstützung der drei Außenseiter, ohne zu wissen, in welches Eulennest sie da reingeraten…

Mit seinem Debüt»Draußen feiern die Leute« legt Sven Pfizenmaier mehr als einen gewöhnlichen Dorfroman vor, denn in seinem Werk verknüpft er mystisch-kreative Ideen mit Coming-of-Age und auch ein Stückchen Krimi.

Schauplatz der surrealistischen Story um Außenseiter-Jugendliche ist ein kleines Dorf in Niedersachsen, in der Nähe von Hannover. So weit, so unspektakulär. Würze kommt durch die außergewöhnliche Zeichnung der Jugendlichen ins Geschehen.

Timo kleidet sich auch im Sommer mit langen Pullovern, weil er sich für seine pflanzenartigen Gliedmaßen schämt, doch halt, er ist tatsächlich ein Pflanzengeschöpf. Bei Valerie sind es Träume, die sie in einen so tiefen Schlaf ziehen, dass sie 45 Tage an einem Stück durchschlafen kann und Richard wirkt auf jeden, der sich in seiner Nähe befindet wie ein Beruhigungsmedikament.

Wichtige Themen im Verlauf des Erwachsenwerdens, werden von Sven Pfizenmaier in dieser bunten und herrlich erfrischenden Darstellungsform untergebracht. Es geht um das Gefühl zum eigenen Körper, das zu Hause sein und darum seinen Platz in der Welt zu finden. Besonders bei Valerie geht es aber um Zugehörigkeit, denn als Deutsche mit russischen Wurzeln ist sie in beiden Kulturen fremd.

Sie hatte keine andere Welt, die sie sich mitbringen konnte. Wenn man von den zwei Welten, in denen man lebt, die eine Welt abzieht, die man kennt, dann bleibt keine Welt übrig, in der man zu Hause ist.
Seite 90


In diesem Dorf gibt es außer Valeries Familie noch einige weitere russische Migrantenfamilien und dann ist da noch Flora, die eines Tages spurlos verschwindet. Wie das alles mit dem sagenumwobenen Drogenboss Rasputin aus Hannover zusammenhängt, versucht ihre Schwester Jenny mit den drei Außenseitern herauszufinden. Zwischen allen Absonderlichkeiten und dem florierenden Geschäft mit Drogen, hat man das Gefühl wie Alice durchs Kaninchenloch in eine schrullige Welt gefallen zu sein, in der die normalen Regeln ausgehebelt sind.

Mit »Draußen feiern die Leute« wird mit viel Fantasie und schrulliger Komik das Anderssein gefeiert, und das in einem Umfeld, in dem Anpassung Trumpf ist. Ein herrlicher Roman, der gekonnt die Atmosphäre der Jugendzeit auf einem Dorf einfängt, das nicht viel mehr als ein (Zwiebel)Fest und eine Kneipe zu bieten hat und dabei mit mystisch-psychedelischen Facetten besticht.


Ein abgefahrener Debütroman über das Erwachsenwerden auf dem Dorf, Integration und Drogenhandel.

★★★★☆

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Titel: Draußen feiern die Leute
Autor: Sven Pfizenmaier
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Kein & Aber
ISBN-13: 978-3036958743
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 339 Seiten
Preis: 24,00 €
Erschienen: 8. März 2022

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Sven Pfizenmaier, geboren 1991 in Celle, studierte Deutsche und Englische Philologie in Berlin. Er war Kandidat beim open mike 2018 und Stipendiat der Literaturwerkstatt Graz 2020. Sein Roman Draußen feiern die Leute ist nominiert für den Debütpreis der lit.COLOGNE 2022. Sven Pfizenmaier wohnt in Berlin.

Quelle: Kein & Aber


Draußen feiern die Leute von Sven Pfizenmaier ist ein sehr ungewöhnlicher Debütroman. Voller Witz und origineller Charaktere.
Leckere Kekse

Draußen feiern die Leute ist ein wunderbares Debüt, das mutig die Andersartigkeit zelebriert und sich damit von vielen anderen, eher im Realismus verbleibenden Coming-of-Age-Romanen absetzt.
Poesierausch

Sven Pfizenmaier erzählt eine interessante Geschichte über das Anderssein in einer Welt, die durch Konformität und Anpassung funktioniert.
Buchraum

Alles in allem ist dieser Debütroman in seiner Komposition ein Lob auf die Phantasie und gibt mit seinen Einfällen dem Dorfroman einen neuen Impuls.
erzaehlwas.de

Dieser Roman ist verspielt und mutig, seine Motive und Bilder zeugen von einem Autor, der offensichtlich ein großer Kinogänger ist – und schreiben kann.
Deutschlandfunk Kultur, Manuela Reichart

Pfizenmaier besitzt ein feinsinniges Gespür für Rhythmus und Brüche, ebenso wie für ins Absurde geschraubte Pointen. Kein Gramm von biederem Kunsthandwerkfleiß steckt in diesem Buch, vielmehr ist es grundsätzliche Lässigkeit, die es vorantreibt, und seine stilsichere Komik.
ZEIT Online, David Hugendick

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