{Rezension} Der Mann, der vom Himmel fiel von Walter Tevis


Lesedauer: 4 Minuten

Aus dem Nichts taucht ein seltsamer Fremder in Kentucky auf. Thomas Jerome Newton wurde, nachdem sein eigener Planet zu einem Ödland geworden ist und das Überleben dort nicht mehr länger möglich ist, völlig auf sich alleine gestellt, auf einer Rettungsmission zur Erde geschickt. In Zusammenarbeit mit seinem Patentanwalt Farnsworth vermarktet Newton die fortgeschrittene Technologie der Antheaner und fährt mit seinem Unternehmen millionenschwere Gewinne ein.

Die Technologie und das mysteriöse Wesen von Newton ziehen das Interesse des Wissenschaftlers Nathan Bryce und der aufgeweckten Betty Jo auf sich, welche schließlich für ihn arbeiten und zu Freunden werden. Newtons Rettungsplan gerät jedoch durch eine von der Einsamkeit auf der Erde hervorgerufene Depression und Alkoholmissbrauch in Gefahr…

Nachdem ich von Walter Tevis Romanvorlage »Das Damengambit« zur erfolgreichen Netflixserie mit Anya Taylor‑Joy so begeistert war, habe ich mich riesig gefreut, dass mit »Der Mann, der vom Himmel fiel« ein weiterer Roman von Tevis in neuer Übersetzung veröffentlicht wurde.

Die Science-Fiction-Story mit stark philosophischen Vibes wurde bereits Ende der 1970er Jahre cineastisch umgesetzt, mit David Bowie in der Hauptrolle des außerirdischen Thomas Jerome Newton. In den späten 1980er Jahren wurde der Romanstoff unter dem Titel ›Der Mann, der auf die Erde fiel‹ neu interpretiert und ist jüngst als Serie aufgelegt worden.

Diese Welt, wie intensiv er sie auch studierte, wie oft er seinen Part darin geprobt haben mochte, war so unglaublich exotisch, das Gefühl, jetzt, da er fühlen konnte, dieses Gefühl war einfach überwältigend.
Seite 15


Alle Vorbereitungen konnten den von Anthea stammenden Thomas Jerome Newton nicht auf die Realität auf der Erde mit ihren Bewohnern und Bewohnerinnen vorbereiten. Er ist fassungslos, wie hemmungslos die Menschheit mit den Wundern der Natur umgeht und zugleich fasziniert von den überwältigenden Gefühlen, die er für seine neu gefundenen Freunde Betty Yo und Nathan Bryce empfindet und das, obwohl die Menschen mit ihrem zurückgebliebenen Intellekt im Vergleich zu seiner Spezies eher Affen gleichkommen.

Von den Lastern der Menschen verführt, und die endgültige Einsamkeit als Einziger seiner Art auf der Erde verspürend, kommt Newton von seinem Rettungsplan schließlich ab und fällt angesichts der zerstörerischen Art unserer Spezies zunehmend depressiv.

»Sie haben Autos gesehen, Mr. Van Brugh. Könnten Sie aus dem Stand heraus einem Höhlenbewohner erklären, wie man eins baut? Nur mit dem Material, das ihm dort zur Verfügung steht?«
Seite 231

Als Newtons Andersartigkeit nicht länger ein Geheimnis ist, wird er von FBI und CIA immer wieder verhört, gründlichst untersucht und schlussendlich verletzt. Jahre später findet ihn sein ehemaliger Freund und Wissenschaftler Nathan Bryce und bittet ihn darum, die Menschen zu retten. Ob Newton uns als würdig erachtet, um gerettet zu werden, liest man am besten einfach selbst im großartigen Roman von Walter Tevis nach.


Ein absolut atmosphärischer Zukunftsroman aus den 1960er Jahren, der heute immer noch Aktualität besitzt und somit ein zeitloses Werk ist. Walter Tevis gelingt es, mit seiner Story die eigene Gedankenwelt anzuregen wie kein anderer.

★★★★½

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Titel: Der Mann, der vom Himmel fiel
Originaltitel: ‎ The Man Who Fell to Earth
Autor*in: Walter Tevis
Übersetzer*in: pociao & Roberto de Hollanda
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: Diogenes
ISBN-13: 978-3257071979
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preis: 23,00 €
Erschienen: 22. Juni 2022

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Walter Tevis (1928–1984) war ein amerikanischer Schriftsteller. Nachdem er als junger Mann im Zweiten Weltkrieg im Pazifik gedient hatte, studierte er Literatur an der University of Kentucky und arbeitete lange Jahre als Lehrer und Universitätsdozent, ehe er freier Schriftsteller wurde. Von seinen Romanen wurden mehrere hochkarätig verfilmt (›Die Haie der Großstadt‹ mit Paul Newman, ›Die Farbe des Geldes‹ mit Tom Cruise, ›Der Mann, der vom Himmel fiel‹ mit David Bowie und neu als Serie mit Chiwetel Ejiofor). Nach dem weltweiten Erfolg der Netflix-Serie ›Das Damengambit‹ mit Anya Taylor-Joy wird sein Werk wiederentdeckt.

Quelle: Diogenes


„Der Mann, der von Himmel fiel“ ist eine tragische Geschichte, die nachdenklich stimmt und dennoch einen Funken Hoffnung mit auf den Weg gibt.
Buchsichten

Erschütternd, wie dieser Roman von 1963 unsere heutige Zeit auf den Punkt bringt.
arcimboldis world

Wer sich für spannende Geschichten über die Grundlagen der Menschlichkeit und humorvolle Gesellschaftskritiken mit stark kafkaesken Schattierungen interessiert, demjenigen ist „Der Mann, der vom Himmel fiel“ dringend zu empfehlen.
Literarische Abenteuer

Gute Science-Fiction-Romane hielten immer schon dem traurigen Zustand der Erden-Zivilisationen einen kritischen Spiegel vor. Aber dass ein im Jahr 1963 geschriebener Roman eine so messerscharf genaue Analyse unseres heutigen verrotteten Zustands liefert, macht den „Mann, der vom Himmel fiel“ zu einem Meilenstein der vorausschauenden Literatur.
WDR, Peter Meisenberg

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