SPIEGEL-Bestsellerautorin Maja Lunde führt uns zurück in jene Märztage, als die ganze Welt stehen blieb. Tage, die uns erschüttert haben und noch immer erschüttern. Die tiefe Risse hinterlassen haben in dem Glauben an unsere Unverletzbarkeit. Maja Lunde zeigt uns, was im Leben wirklich wichtig ist: die kleinen Dinge im menschlichen Miteinander.
Sie sind eine fünfköpfige Familie. Die Erwachsenen haben sich gerade gestritten, als die Nachricht vom Lockdown eintrifft: Von nun an werden sie zu Hause sein. Alle zusammen. Jeden Tag. Die Autorin Maja Lunde ist daran gewöhnt. Sie ist das Home Office gewöhnt. Aber nicht das Home Schooling. Sie hat große dystopische Romane geschrieben, aber sie hat nie in einer Dystopie gelebt. Doch jetzt ist die Pandemie da und die Familie muss eine neue Lebensweise finden. Wie geht so etwas?
Die norwegische Bestseller-Autorin Maja Lunde wurde mit ihrem dystopischen Roman »Die Geschichte der Bienen« bekannt, welcher erst den Auftakt zu einem bewegenden Klimaquartett darstellt. Eigentlich wollte die Autorin den vierten Teil ihres Quartetts schreiben, doch die weltweite Corona-Pandemie ähnelt viel zu sehr den Szenarien, die Lunde in ihren Geschichten spinnt und so erschien kürzlich, mit dem dünnen Büchlein »Als die Welt stehen blieb«, das bisher persönlichste Werk der Schriftstellerin.
Das Buch lässt sich wie eine Art Corona-Tagebuch lesen und wir begleiten die Norwegerin, wie sich das Leben für sie durch den Virus verändert hat, wie sie zwischen Homeschooling, der Bewältigung des Alltags und der nervenzehrenden Nachrichtenflut verzweifelt.
»Aber wenn man auf etwas wütend ist, das keinen eigenen Willen hat, ist es eine Wut ohne Kurs, ohne Ziel.«
Seite 111
Ohne Filter präsentiert Maja Lunde ihre Ängste, Sorgen und ihre Wut gegenüber dem unsichtbaren Weltveränderer, der zwar auch das Thema, dass ihr besonders am Herzen liegt, nämlich den Klimaschutz, präsenter macht, aber auch viele andere Dinge grundlegend verändert.
»Furcht und Dankbarkeit. Das sind zwei parallele Flüsse, die in mir fließen, der eine reißend, der andere sanft.«
Seite 206
Die Gefühle und Empfindungen die Maja Lunde in dieser Zeit des Lockdowns in sich trägt dürften vielen von uns bekannt vorkommen. Auch die Phasen, die sie in ihrem Tagebuch schildert, fühlen sich vertraut an. Hilflosigkeit und die eigene Nutzlosigkeit gegenüber der Situation und den schrecklichen Bildern, die aus Europa und dem besonders schlimm getroffenen Italien die Nachrichten beherrschen, greifen um sich.
Wir wurden auf Bild und Ton reduziert. Wie lange können wir damit leben? Wir brauchen unsere Körper, unser Lächeln, eine dreidimensionale Mimik, wir brauchen das Händeschütteln, die Umarmungen, den Geruch der anderen.
Seite 121
Die persönlichen Erlebnisse der Schriftstellerin lassen sich leicht weglesen und zeichnen ein authentisches Bild ihrer eigenen Wahrnehmung und Reflexion ihrer Erfahrungen während der ersten Welle der Pandemie. Allerdings hätte ich mir eine etwas differenzierte und tiefgehendere Auseinandersetzung und Betrachtung des Themas gewünscht. So bleibt das Buch einfach ein persönlicher Corona-Tagebuch-Bericht, der sich zwar gut lesen lässt und einem das Gefühl vermittelt nicht alleine mit Sorgen, Ängsten, Wut und Verzweiflung zu sein, aber eben auch nicht mehr.
Das private Corona-Tagebuch einer Ehefrau, Mutter, Tochter und Autorin, dass persönliche Einblicke in den Alltag und die Gefühlswelt offenbart, es aber an einem differenzierten Blick und mutmachender Hoffnung fehlen lässt.
Titel: Als die Welt stehen blieb
Originaltitel: De første dagene
Autorin: Maja Lunde
Übersetzerin: Ursel Allenstein
Genre: Gegenwartsliteratur
Verlag: btb Verlag (Random House)
ISBN-13: 978-3442770977
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 224 Seiten
Preis: 16,00 €
Erschienen: 28. September 2020
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. Die Geschichte der Bienen ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.
Quelle: Random House
Eine sehr persönliche Reflexion über die erste Zeit des Corona-Lockdowns.
Riccis Literaturweltblog
Hallo und guten Tag,
O.K. da hat jemand , aber schnell auf die Zeichen/Thematik der Zeit reagiert…Corona…
Netter Preis für 224 gedruckte Seiten…
LG…Karin…
Hallo Karin,
du sagst es – da muss man es sich wirklich gut überlegen, ob man sich das Buch wirklich zulegen möchte.
Liebe Grüße
Bella
Hallöchen nochmal,
hm, ich glaube, sie hat sich damit einfach etwas von der Seele geschrieben, ohne noch mehr Wirkung zeigen zu wollen.
Schwierige Kiste. Aber das Zitat von Seite 121, dass du erwähnst, brennt sich bei mir ein. Genauso denke ich auch.
Mich würde interessieren, wie diese persönliche Geschichte zum Verlag gefunden hat. Hat die Autorin das slebst vorgelegt oder war es reiner Zufall? Wer weiß.
Liebe Grüße
Tina