{Rezension} Der Geisterbaum von Christina Henry


Lesedauer: 4 Minuten

In der abgelegenen Kleinstadt Smiths Hollow werden die Leichen von zwei Mädchen im Garten der alten Mrs. Schneider aufgefunden. Die vierzehnjährige Lauren ist erschüttert. Die Leichen erinnern Sie an die Ermordung ihres Vaters, ein Jahr zuvor, der mit herausgerissenem Herzen am Geisterbaum aufgefunden wurde. Doch das Städtchen und seine Verantwortlichen scheint die Aufklärung der schrecklichen Todesfälle wenig zu kümmern, ja sie scheinen diese sogar zu vergessen, denn schon seit Jahren verschwinden Mädchen und Lauren beginnt zu begreifen, dass alles mit dem Geisterbaum zu tun hat und sie in großer Gefahr schwebt…

Düstere und blutige Geschichten und ebensolche Märchenadaptionen sind genau das Ding von Christina Henry. In ihrem neuesten Werk »Der Geisterbaum« beweist, sie wieder einmal, wie gekonnt sie bekannte Genremuster aufzugreifen versteht und daraus eine ganz neue Story zu erschaffen, die ihren Stempel trägt.

Dieses Mal entführt uns die Autorin in die 80er Jahre und trumpft mit einer Mischung aus Kleinstadthorror, Coming-of-Age, angereichert mit einem Hexenmärchen, auf. Klar versprüht diese Mixtur starke ›Stranger Things‹-Vibes, und dennoch ist es kein Abklatsch. Der Plot hat einen guten Spannungsaufbau und wartet mit diversen Themen, wie dem schwierigen Verhältnis zwischen Eltern und Teenagern, Rassismus und natürlich der großen psychisch und physischen Veränderungen des Erwachsenwerdens auf. Besonders gut getroffen ist dabei auch das 80er Jahre Feeling, das bei all diesen Themen mit hineinspielt.

Lauren ist mit ihren vierzehn Jahren allerdings noch nicht so weit, wie ihre beste Freundin Miranda, mit der sie immer am liebsten im Wald gespielt hat. Doch nun interessiert sich Miranda nur noch für Jungs, deren Autos, eine schlanke Figur und Frauenzeitschriften, während Lauren am liebsten weiterhin ihre Zeit im Wald verbringen würde und nach dem Verlust ihres Vaters eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter pflegt. Die Kluft zwischen den Mädchen wird verständlicherweise immer größer und ich konnte mich sehr gut mit den beiden identifizieren.

Der Fund zweier Mädchenleichen im Garten der verbitterten und rassistischen Mrs. Schneider bedroht jedoch schon bald das Kleinstadtidyll von Smiths Hollow, denn die toten Mädchen stammen nicht aus der Stadt und irgendetwas Düsteres scheint außer Kontrolle zu geraten, während die Bevölkerung in einem Nebel des Vergessens zu stecken scheint. Alex Lopez ist mit seiner Familie erst kürzlich von Chicago in die Nachbarschaft von Mrs. Schneider zugezogen und arbeitet als Polizist am Fall der toten Mädchen, dabei stößt er auf ein blutiges Stadtgeheimnis. Die mexikanische Herkunft seiner Familie macht ihn allerdings zur Zielscheibe des Hasses.

Christina Henry erzählt die Story aus verschiedenen Perspektiven, was für einen komplexen Gesamteindruck sorgt und natürlich auch für einen mitreißenden Handlungsverlauf, bei dem zu keiner Zeit Langeweile aufkommt, auch wenn die Geschichte sich erst langsam warmläuft. Etwas herausgerissen aus dem Lesefluss hat mich der märchenhaft anmutende Abschnitt als Laurens Großmutter ihr die Legende von den drei Hexen von Smiths Hollow erzählt. Stilistisch hat mir dieser Einschub aber richtig gut gefallen, da er an alte Märchen erinnert.

Mit »Der Geisterbaum« hat mich Christina Henry wieder einmal vorzüglich unterhalten und ich kann das Buch einfach all jenen weiterempfehlen, die gerne mystische, düstere und blutige Fantasystorys mit einnehmender Atmosphäre lesen. Einen kleinen Abzug in der Gesamtnote gibt es dennoch, da sich im letzten Teil der Story die Ereignisse überschlagen und die einzelnen Handlungsfäden zu schnell zusammengeführt und abgeschlossen werden und dabei eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der Magie untergeht.


Wunderbar atmosphärische Coming-of-Age-Gruselstory mit 80er Jahre Feeling. Absolut lesenswert!

★★★★☆

*WERBUNG*


Titel: Der Geisterbaum
Originaltitel: Ghost Tree
Autor*in: Christina Henry
Übersetzer*in: Sigrun Zühlke
Genre: Dark Fantasy
Verlag: Penhaligon
ISBN-13: 978-3764532765
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preis: 20,00 €
Erschienen: 15. März 2023

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Die Amerikanerin Christina Henry ist als Fantasy-Autorin bekannt für ihre finsteren Neuerzählungen von literarischen Klassikern wie »Alice im Wunderland«, »Peter Pan« oder »Die kleine Meerjungfrau«. Im deutschsprachigen Raum wurden diese unter dem Titel »Die Dunklen Chroniken« bekannt und gehören zu den erfolgreichsten Fantasy-Büchern der letzten Jahre. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin liebt Langstreckenläufe, Bücher sowie Samurai- und Zombiefilme. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Chicago.

Quelle: Penguin Random House


Es ist düster, es ist blutig und es hat eine tolle Story.
Anetts Bücherwelt

Eine rundum stimmige Geschichte, die mir gut gefallen hat und ich auf jeden Fall weiterempfehlen würde.
Lese Welle

[…] bietet alles, was eine gute Gruselgeschichte benötigt.
Der Büchernarr

Die Autorin sorgt bei mir immer für gute Unterhaltung und das ist mir bei Büchern das Wichtigste.
Claudias Bücherhöhle

Die Geschichte um den Geisterbaum und der Protagonistin Lauren bot mir einige spannungsvolle Abschnitte, aber auch langatmige Szenen.
The Librarian and her books

Eine verstörende Geschichte voller Brutalität, Schönheit und Feingefühl.
Magische Momente für mich

Ich war von Anfang bis Ende total geflasht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Lesetraum

Als würde man ein altes Märchen aufschlagen und zwischen den staubigen Seiten versinken.
Hertzklecks

Besonders interessant fand ich es, dass die Handlung in den 80er Jahren spielt, da hatte ich ganz starke Stranger Things-Vibes.
Letannas Bücherblog

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2 Comments

  1. Eine tolle Rezension, welche mich wieder daran erinnert hat, dass ich den Büchern der Autorin mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Habe bisher „nur“ die ersten drei Alice Teile gelesen. Die waren jetzt nicht so übel, dass ich diese vergessen möchte.

    Es drängten sich andere Bücher etwas mehr in den Vordergrund.

    • Liebe Dani,

      das Problemchen kenne ich zur Genüge. Geht mir auch immer wieder so. Aber irgendwann findet sich sicherlich die Zeit und Gelegenheit, wieder etwas von der Autorin zu lesen. Ich habe bisher alles von ihr gelesen, außer „Rotkäppchen“ und „Sleepy Hollow“, die stehen noch im Regal…

      Auf jeden Fall kann ich dir schon verraten, dass die anderen Bücher von Henry etwas anders sind als die Alice-Romane.

      Hab noch einen schönen Sonntag!

      Herzlichst
      Bella

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