{Rezension} Wild West 1 – Calamity Jane von Thierry Gloris & Jacques Lamontagne

Martha ist 16 und verzweifelt genug, um sich zu prostituieren. Doch bevor es dazu kommt, trifft sie auf den Kopfgeldjäger Wild Bill Hickok, der ihr eine einfache Wahrheit enthüllt: Der Wilde Westen ist kein Ort für Zartbesaitete. Aber dafür ist die Freiheit in jedermanns Reichweite. Alles, was man braucht, ist ein Colt, ein paar Patronen und den Willen, sie einzusetzen. Damit kann sogar eine zarte Miss sich aus den Klauen eines bulligen Zuhälters befreien. Und so beginnt die blutige Legende von Martha Cannary, genannt Calamity Jane.

Einen Blick über den eigenen Tellerrand hinauszuwagen ist immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, kann aber unglaublich bereichernd sein. Mit »Wild West – Calamity Jane« von Thierry Gloris & Jacques Lamontagne habe ich mich nun zum ersten Mal in das Genre Western hineingewagt und wurde angenehm überrascht.

Der französische Autor Thierry Gloris (»Pik As.«, »Kleopatra«) lässt in seiner Geschichte ein lebendiges und charakteristisches Bild des Wilden Westens erwachen, wie man es sich nur vorstellen kann. Kopfgeldjäger treiben sich um, die Spieltische in den Saloons sind besetzt und die Eisenbahn droht einen unweigerlichen Wandel mit sich zu bringen.


© Splitter Verlag

Aber noch immer beherrscht das ungeschriebene Gesetz des stärkeren Mannes die Seiten und Frauen haben sich als das schwächere Geschlecht unterzuordnen und sich der patriarchalen Macht auszuliefern. Jacques Lamontagne (»Die Druiden«, »Van Helsing«, »Haven«) fängt mit seinen atmosphärischen Bildern gekonnt den harten Lebensstil des »Wilden Westen« ein. Actionreiche Panels mit Schießereien und Schlägereien wechseln sich mit dem schicksalshaften Martyrium einer jungen Frau ab.


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Die junge Martha Cannary arbeitet als Haushälterin in einem Saloon und wähnt sich vom Platzhirsch vor Übergriffen beschützt. Doch der hübsche Schein trügt, denn der überzeichnet modellhafte Cowboy nutzt ihre Naivität nach Strich und Faden aus und treibt sie in die Prostitution. Martha, die nun zu einer der vielen »Janes« geworden ist und sich getreu dem Titel nun wirklich in einer Kalamität befindet, lernt den berüchtigten Kopfgeldjäger Wild Bill Hickok kennen, der ihr zu einer Art Mentor wird.


© Splitter Verlag

Die Mischung aus klassischen Western-Elementen und einem feministischen Anstrich fand ich äußerst gelungen. Für zart besaitete ist dieser Comic jedoch nicht geeignet, denn es geht ordentlich zur Sache. Von brutalen Gewaltdarstellungen über Folter bis hin zur sexuellen Gewalt werden die Missbrauchs-Szenen in all ihrer Härte ungeschönt dargestellt.

Dafür dass die Comic-Serie auf lediglich zwei Bände ausgelegt ist, benötigt der Handlungsfaden etwas zu lange um zu zeigen, wohin die Reise gehen wird. Umso gespannter bin ich natürlich auf die Fortsetzung und den weiteren Weg der kämpferischen Titelheldin.

»Wild West – Calamity Jane« kann getrost von Comic-Einsteigern zur Hand genommen werden. Dem Plot lässt sich in den klar strukturierten Panels leicht folgen und das Auge wird nicht mit unübersichtlich viel Text überfordert.


In »Wild West – Calamity Jane« wird nicht nur scharf geschossen, sondern auch eine Heldin präsentiert, die beschließt das Heft über ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

★★★★☆

*WERBUNG*

Titel: Calamity Jane
Originaltitel: Wild West
Reihe: Wild West (Band 1 von 2)
Autor: Thierry Gloris
Illustrator: Jacques Lamontagne
Übersetzerin: Tanja Krämling
Genre: Comic, Western
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3962195144
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 56 Seiten
Preis: 15,00 €
Erschienen: 1. August 2020

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