{Rezension} König Midas von Luc Ferry, Clotilde Bruneau, Stefano Garau & Giuseppe Baiguera

Die Missgeschicke von Midas, König von Phrygien.

Ein sonderbares Wesen, wenn nicht gar Monster gerät in den phrygischen Wäldern in die Fänge zweier Diener von Midas. Der sorgt allerdings umgehend für dessen Freilassung, denn er hat Silenos erkannt, Adoptivvater von Dionysos, dem Gott des Weines, der rauschenden Feste und der wilden Natur. Der wiederum bietet Midas zum Dank an, sich etwas wünschen zu dürfen, egal was. Und der König, so habgierig wie dumm, will nichts anderes, als dass alles, was er berührt, zu Gold werde. Nur hat er die Folgen seines törichten Wunsches nicht bedacht: Wie soll man essen, trinken, leben, wenn alles, was man anfasst, sich auf der Stelle in kaltes, kostbares Metall verwandelt? Und das ist erst der Anfang seines Unglücks…

Die Welt des antiken Griechenlands mit ihren legendären Göttern, Sagen, Fabeln und Heldengeschichten sind immer einen Abstecher wert. Deshalb habe ich die wirklich sehr lesenswerte Comic-Reihe »Mythen der Antike« von Luc Ferry und Clotilde Bruneau aus dem Splitter Verlag ins Herz geschlossen.


© Splitter Verlag

Anfang Juni erschien mit »König Midas« eine weitere Ausgabe der Reihe, in der Geschichte wird die Sage um den König behandelt, dessen Habgier und Dummheit ihm zum eigenen Verhängnis wurde. Alles nimmt seinen Lauf als ein Mann mit Eselsohren und Hörnern gefangen genommen und zu Midas gebrach wird. Dieser erkennt Silenos, den Ziehvater des Gottes Dionysos, sofort und lässt ihn frei. Um sich für das Missverständnis zu entschuldigen, begleitet er ihn in den Wald, wo er Dionysos und seinem Gefolge begegnet. Der Gott des Weines ist ihm wohlgesinnt und belohnt ihn mit der Erfüllung eines Wunsches.


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In seiner menschlichen Gier nach Reichtümern befindet Midas, dass es eine gute Idee wäre, wenn alles, was er berühre, zu edlem Gold werde. Vollkommen blind gegenüber Konsequenzen die mit dieser Gabe Hand in Hand gehen, kehrt Midas zurück in seinen Palast. Schlagartig wird ihm nach der überschwänglichen Euphorie bewusst, dass er nun weder essen, noch trinken, noch irgendjemanden berühren kann. Reumütig sucht er erneut Dionysos mit der Bitte auf, sein Geschenk zurückzunehmen. Da ahnt er noch nicht, das ihm sein unüberlegtes Handeln noch ein weiteres Desaster bescheren wird.

Bevor man erfährt, wie es dazu kam, wird die dazu gehörende Geschichte der göttlichen Brüder Hermes und Apollon, die mit ihren Kabbeleien einiges an Unterhaltungswert zu bieten hat. König Midas kommt erst wieder ins Spiel als Apollon in einem musikalischen Wettkampf gegen Pan antritt und mit seiner unbedachten Meinungsäußerung voll ins Fettnäpfchen tritt und so den Zorn des Apollon auf sich zieht.


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Die Illustrationen entfalten vor allen Dingen durch die fein gezeichneten Linien von Stefano Garau ihre Wirkung. Der detailverliebte und filigrane Stil hat mir sehr gut gefallen und passt in meinen Augen hervorragend für eine solch mystische Fabel. Die Zeichnungen von Dionysos mit seinem umfassenden Gefolge finde ich bemerkenswert gut getroffen.

Im Nachgang an diese unterhaltsame sowie lehrreiche Geschichte, die auch mit humorvollen Passagen punktet, gibt es noch aufschlussreiches Zusatzmaterial über die Götter und die Aussagekraft und Bedeutungen der Einzelheiten.


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Diese in sich abgeschlossene Fabel über den törichten König Phrygiens kann durch eine klare Panelführung sowie das leicht verständliche Zusammenwirken von Sprechblasentexten und Illustrationen ruhigen Gewissens von Comic-Einsteigern zur Hand genommen werden.

Seit Oktober 2019 wurden mit »Daedalus und Ikarus«, »Die Ilias«, »Jason und das Goldene Vlies« und »Ödipus« bereits vier überaus lesenswerte Titel aus der Reihe »Mythen der Antike« herausgebracht. Meine Rezension zu der jeweiligen Ausgabe ist mit dem Comic-Cover verlinkt.

Ich kann gar nicht genug von diesen ansprechend gestalteten Fabeln und Geschichten der griechischen Mythologie bekommen. Daher freut es mich sehr, dass bereits weitere Ausgaben mit Erscheinungsterminen im September 2020 »Perseus und Medusa«, im November »Herakles«, im Januar 2021 »Theseus und der Minotaurus« und im März »Antigone« angekündigt sind. Die Originalreihe, für die 30 Bände geplant sind, darunter allerdings einige mehrbändige Titel, die in der deutschen Version in einem Band zusammengefasst werden, trägt im französischen den Titel »La Sagesse des mythes« und nahm bereits im Jahre 2016 ihren Lauf.


Mit diesem wundervoll aufbereiteten Comic macht das Eintauchen in die sagenhaften Geschichten um die Götter der Antike unheimlich viel Spaß. Die Sage um König Midas beheimatet gleich mehrere Götter und bietet mit der humorvollen und lehrreichen Note einen tollen Mehrwert in jedem Comic-Regal.

★★★★★

*WERBUNG*

Titel: König Midas
Reihe: Mythen der Antike
Originaltitel: Les Mésaventures du roi Midas
Autoren: Luc Ferry, Clotilde Bruneau
Illustrator: Stefano Garau Farben: Ruby
Storyboard: Giuseppe Baiguera
Übersetzer: Harald Sachse
Genre: Comic
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3962194208
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 56 Seiten
Preis: 16,00 €
Erschienen: 3. Juli 2020

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Luc Ferry wurde 1951 in Colombes geboren, studierte Philosophie und war von 2002 bis 2004 Bildungsminister in Frankreich. Während seiner Amtszeit wurde eine wichtige Maßnahme gegen Lese- und Rechtschreibschwäche unter den französischen Jugendlichen ergriffen. Er veröffentlicht regelmäßig politische und philosophische Sachliteratur.

Clotilde Bruneau wurde 1987 in Paris geboren, sie studierte Bildende Kunst und Film. Für die Comic-Reihe Mythen der Antike (org. La Sagesse des mythes) beschäftigte sich Bruneau mit der griechischen Mythologie und entwaf in Zusammenarbeit mit Luc Ferry das Szenario.


Du hast den Comic auch besprochen? Gib mir einfach über die Kommentarfunktion Bescheid. Ich verlinke Deine Rezension dann gerne hier.

1 Comment

  1. König Midas

    In der griechischen Mythologie ist Midas ein König von Phrygien. Phrygien (altgriechisch Φρυγία) ist die antike Bezeichnung einer Region im westlichen Zentral-Kleinasien in der heutigen Türkei.

    Eltern

    Die Eltern des Midas heißen Gordios und Kybele. Kybele ist eine antike anatolische Muttergöttin. Gordios ist der Gründer der Stadt Gordion, der Hauptstadt des Phrygerreichs. Es heißt, dass Alexander der Große den weltberühmten Gordischen Knoten in der Stadt Gordion durchschlug.

    Nicht die hellste Kerze auf der Torte

    König Midas ist in der griechischen Sagenwelt nicht die hellste Kerze auf der Torte. Essen und trinken kann man Gold schließlich nicht – und dies hatte Midas überhaupt nicht bedacht. Zum Glück hatte Dionysos schließlich Mitleid mit Midas und befreite ihn von dem Fluch, dass alles, was er berührt, zu Gold wird.

    Binsenweisheit

    Was ist mit Binsenweisheit gemeint? Midas hatte Pan zum Sieger gekürt – komplett idiotisch dumm. Da ging es um einen musikalischen Wettstreit zwischen Apollo(n) und Pan. Natürlich war Apollo(n) musikalisch deutlich talentierter und besser als Pan. Dies hat Midas irgendwie nicht richtig gehört und deshalb wurden ihm von Apollo(n) seine Ohren zu Eselsohren langgezogen. Diese Eselsohren waren dem Midas peinlich und niemand durfte davon wissen. Trotzdem wusste es später jeder – und zwar weil es ständig geflüstert wurde (wenn der Wind rauscht). Der Ausdruck dafür, dass etwas allgemein bekannt ist, lautet Binsenweisheit und basiert auf den Eselsohren des Midas ->

    https://www.mythologie-antike.com/t995-konig-midas-mythologie-sohn-des-gordios-und-der-kybele

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