{Rezension} Girlsplaining von Katja Klengel

Warum haben wir vor dem Wort „Vulva“ mehr Angst als vor „Voldemort“? Müssen wir uns wirklich für unsere Körperbehaarung schämen? Wieso werden im Schulunterricht hauptsächlich männliche Autoren gelesen? Und warum sind die Geschlechterrollen bei Kinderspielzeug in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stecken geblieben?

In „Girlsplaining“ geht Katja Klengel diesen Fragen auf den Grund und schildert mit Humor und schonungsloser Offenheit ihre persönlichen Erfahrungen und vermeintlichen Unzulänglichkeiten – und was es für sie bedeutet, heute eine Frau zu sein.

Ich bin so langsam richtig im Comic-Genre angekommen und möchte mich auch hier, ähnlich wie in der Literatur, quer durch alles was das breit gefächerte Comic-Beet hergibt durchstöbern und lesen. Kürzlich erreichten mich gleich mehrere interessante Comics aus dem Reprodukt Verlag, die allesamt eines gemeinsam haben – es geht um starke Geschichten für und mit Frauen. Hier wären wir dann auch schon beim Thema Feminismus angelangt, was mich auch sehr reizt und über das ich zukünftig gerne mehr lesen möchte.

Ein wunderbarer Einstieg in das Thema Feminismus und Sexismus bietet Katja Klengel mit ihrem autobiographischen Comic »Girlsplaining«. Die in zarten Pink-Tönen gehaltene Comic-Ausgabe versammelt unterschiedlichste Alltagsszenarien von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter, die bereits von Katja Klengel in ihrer Comic-Kolumne für die Internetseite Broadly veröffentlicht wurden.

Ich konnte mich sofort mit Comic-Katja identifizieren, ob das nun daran liegt, dass wir im gleichen Jahr geboren wurden und mit den gleichen kulturellen Einflüssen aufgewachsen sind, oder dass ich auch eine Faible für Sailor Moon habe, lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Fakt ist, dass mir viele der unterschiedlichen Szenen sehr bekannt vorkamen und mir die popkulturellen Einflüsse, sei es Sex and the City, Sailor Moon, Buffy, Harry Potter oder Star Trek, sehr gut gefallen haben. Vor allem die Liebe und Leidenschaft der Autorin zu Sailor Moon spiegelt sich in ihren mangaesken Zeichnungen der Episoden wieder. Die ausdrucksstarken Gesichter führen durch mitreißende Panels in denen Katja Klengel kein Blatt vor den Mund nimmt und einige Dinge anspricht, die sonst nicht thematisiert sondern in unserer Gesellschaft eher tabuisiert werden.

Aus Girlsplaining, Seite 92
Aus Girlsplaining, Seite 92

Warum gab es diesen wundervollen Comic nicht schon 18 Jahre früher? Ich bin mir sicher, hätte ich damals eine solche Geschichte gelesen, wären viele Themen leichter gewesen und vor allen Dingen hätten mir die Szenen mit ihrer herrlichen Selbstironie jede Menge Mut mit auf den Weg zum Erwachsen werden mitgegeben. »Girlsplaining« sollte man jedem jungen Mädchen oder Frau, die sich für das Thema Sexismus und Feminismus interessiert an die Hand geben, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass es sich hierbei um eine autobiographische Kolumne einer weißen Ü30 cis-gender Frau handelt und daher keine Diversität im Hinblick auf POC oder trans-gender mit einfließt. Außerdem kann es bei jüngeren Leserinnen und Lesern vorkommen, dass ein paar Pointen durch die deutlich bestimmenden popkulturellen Aspekte aus den 90er Jahren flöten gehen. Für mich persönlich hat allerdings genau das perfekt gepasst und ich würde durchaus auch jüngeren Leserinnen und Lesern dazu raten einfach mal einen Blick in den Comic zu werfen.

Aus Girlsplaining, Seite 97
Aus Girlsplaining, Seite 97

Besonders gut gefallen hat mir die leichte und lockere Art auf die Katja Klengel mit dem Thema umgeht und die ganze Sache nicht so bitterernst nimmt. Oftmals ist es sogar so, dass die lustigen Pointen der Episoden eine gute Portion Selbstironie in sich bergen und sich die Autorin auch augenzwinkernd selbst auf die Schippe nimmt. Dennoch geht die Botschaft die im Comic steckt nicht in Lachern unter, vielmehr setzt Katja Klengel mit ihren wirkungsvollen Zeichnungen ein Ausrufezeichen für einen freien Umgang von Frauen zu ihrem Geschlecht und kritisiert den gesellschaftlichen Umgang begonnen beim Spielzeug über Blümchenduft-Slipeinlagen und dem verklemmten Umgang mit der Betitelung des weiblichen Geschlechtorgans. Sehr gut kommt das z. B. bei einem Gespräch mit ihrem „Untenrum“ – sagt einfach Vulva! – rüber. Also nichts wie ran: Mädels lest diesen Comic! Viva la Vulva!


Eine starke Comic-Kolumne die sich für einen offeneren Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ausspricht.

★★★★☆

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Titel: Girlsplaining
Autor: Katja Klengel
Genre: Comic
Verlag: Reprodukt
ISBN-13: 978-3956401602
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 160 Seiten
Preis: 18,00 €
Erschienen: 12. September 2018

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Katja Klengel, geboren 1988 in Jena, lebt als Comiczeichnerin und Drehbuchautorin in Berlin. Mit Manga groß geworden, hat sie zu einem ganz eigenen Zeichenstil gefunden, in dem sie den Einfluss der „Sailor-Moon“-Comics von Naoko Takeuchi mit der Ästhetik amerikanischer Independent-Comics verbindet.

www.blattonisch-diary.blogspot.com

Quelle: Reprodukt


Mich konnte das Comic nicht nur begeistern, sondern auch unglaublich unterhalten.
Ivy Booknerd

Katja Klengel bringt aktuelle Problematiken mit wenigen Worten und Zeichenstrichen auf den Punkt und rundet das Ganze mit ihrem Humor und popkulturellen Anspielungen ab.
Stehlblüten

Katja Klengel zeigt mit ihrem Comic so wunderbar auf, wie bekloppt die Welt eigentlich ist und was für Zwänge sich Frauen auch heute noch unterwerfen.
I Am Jane

Durch das Medium Comic gelingt es Katja Klengel den Leser auf humorvolle und überspitze Art mit dem Thema Feminismus vertraut zu machen.
Reading_Far_Away

„Girlsplaining“ ist eine leichtes, humorvolles Leseerlebnis und spricht vor allem tabuisierte Erfahrungen von Frauen an, im Versuch, diese Tabus aufzulösen.
Papierplanet

[…]ein absolutes Highlight.
Lovely Mix

„Girlsplaining“ bietet ausgesprochen kurzweilige, sympathische und intelligente Lektüre.
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