{Rezension} Die Blüte von Paris von Gaëlle Geniller

Auf der großen Bühne von Paris

Rose, ein 19-jähriger junger Mann, wächst Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Pariser Kabarett auf. Wie alle jungen Tänzerinnen dort möchte auch er in extravaganten Outfits auf der Bühne auftreten. Durch sein Talent wird er schnell zur Hauptattraktion und verzaubert besonders Aimé, einen vom Leben gelangweilten Millionär. Feinfühlig unterstützt er Rose auf der Suche nach der eigenen Identität unabhängig vom biologischen Geschlecht.

Die französische Künstlerin und Autorin Gaëlle Geniller legt mit »Die Blüte von Paris« einen bestechenden sowie unterhaltsamen Comic vor, dem man in Stil und Erzählweise anmerkt, dass sie eine Ausbildung zur Animationszeichnerin genossen hat. Denn die Story wirkt wie ein gut konzipiertes Abenteuer, welches wie gemacht für die Leinwand ist, und auch im Zeichenstil stark an die Welt der Animationsfilme erinnert.

© Carlsen Comics/Gaëlle Geniller

Als Setting dient das schillernde Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wo die/der 19-jährige/r Rose in einem Kabarett, ausschließlich unter Frauen, aufgewachsen ist und nun ebenfalls dort tanzt und sich gerne in feine Schale und schillernde Kostüme wirft.

Rose bleibt durch ihre bezaubernden Auftritte nicht lange unbemerkt, doch selbst ahnt sie nichts davon, dass in jeder Vorstellung ein Verehrer in allererster Reihe sitzt, um sich ihre Show anzusehen. Aimé ist ein wohlsituierter Gentleman und findet tatsächlich Zugang zu Rose, welche*r durch die zunehmende Aufmerksamkeit des Publikums und der Leute auf der Straße verunsichert wird. Denn Rose passt mit seiner/ihrer Lebensweise in keine vorgegebenen geschlechtlichen Rollenmodelle (schon gar nicht in die des 20. Jahrhunderts) und muss sich selbst noch über seine Identität klar werden.

© Carlsen Comics/Gaëlle Geniller

Die Welt um Rose scheint sie/ihn in eine Schublade zu stecken, was Rose unter Druck setzt und sich auf ihr Leben auswirkt. Verunsichert und auf der Suche nach sich selbst, findet Rose bei ihrem Verehrer Aimé Halt, Freundschaft und bedingungslose Liebe.

© Carlsen Comics/Gaëlle Geniller

Gaëlle Geniller erzählt so feinfühlig und umgarnt damit mein Leserinnenherz, sodass es gar nicht sonderlich ins Gewicht fällt, dass in ihrer Story das Umfeld auf Rose überraschend tolerant reagiert, für eine Story, die im 20. Jahrhundert angesiedelt ist. Durch diesen Umstand wirkt Rose‘ Geschichte wie eine Art Mikrokosmos, der sich in der Welt der Künstler und Reichen befindet.

© Carlsen Comics/Gaëlle Geniller

»Die Blüte von Paris« ist ein wahrhaft zauberhafter Comic, der sich ausführlich mit der Findung der eigenen Identität beschäftigt und dabei jede Menge Glamour versprüht. Eine absolute Leseempfehlung dafür!

Diversität im 20. Jahrhundert und ein junger Mann auf der Suche nach seiner eigenen Identität zwischen Tänzen und gewagten Kostümen. Ein prickelndes Leseerlebnis in den leuchtenden Farben der Pariser Kabarett-Welt.

Gaëlle Geniller, geboren 1996, lebt als Szenaristin, Illustratorin und Koloristin in Paris. Seit ihrer Jugend zeichnet sie Comics und hat einen Abschluss als Animationszeichnerin. Wie auch in Die Blüte von Paris steht im Vordergrund ihrer Comics das Thema Diversität.

Quelle: Carlsen

In Die Blüte von Paris geht es nicht um Liebe und Sexualität, sondern um Zuneigung und Freundschaft.
Nerd mit Nadel

Der voll kolorierte Comic zeigt neben schönen Kostümen und Kulissen auch eine gleichzeitig unaufgeregte wie auch tiefgreifende Geschichte.
serieasten