{Rezension} Charlie Chaplin: Die Comic-Biografie von Laurent Seksik & David François

Er war ein visionärer Schöpfer, ein außergewöhnlicher Schauspieler und schon zeitlebens eine Legende. Er war die Stimme der Unterdrückten, der Niemande, der Obdachlosen. Er erfand das moderne Kino und kam dadurch zu immensem Ruhm und Reichtum. Ein einfacher Junge aus dem Londoner Armenviertel, der zu einem der größten Komiker und faszinierendsten Künstler unserer Zeit wurde: Charlie Chaplin.

Von seinen Anfängen in Amerika, wo er vom mittellosen Bühnenschauspieler zum gefeierten Filmidol aufstieg, über seine bedeutendsten Filme bis hin zu seinen turbulenten Beziehungen, skandalträchtigen Ehen und seinem politischen Engagement erzählt dieses grafische Biopic mit kunstvollen Illustrationen vom unglaublichen Lebensweg der Ikone.

Die Ikone des Stummfilms, Charlie Chaplin, ist fast jedem ein Begriff und bei dem Namen schwebt mir immer gleich das Bild von ihm als Tramp in überweiten Hosen, enger Weste, zu kleiner Melone und Spazierstock mit seinem unvergleichlichen Slapstick-Humor vor Augen. Allerdings wusste ich bisher über sein Leben noch überhaupt nichts, sodass ich mit Neugier zu »Charlie Chaplin: Die Comic-Biografie« von Laurent Seksik gegriffen habe.

© Knesebeck Verlag/David François

Mit seiner Biografie setzt Seksik an dem Punkt in Charlie Chaplins Leben ein, als dieser sich zusammen mit Stanley (später Stan Laurel), und großen Träumen von Erfolg und Ruhm im Gepäck, auf der Überfahrt von London nach Amerika befindet. Doch es ist nicht leicht, als Engländer im amerikanischen Showgeschäft der 1910er Jahre Fuß zu fassen, sie erleben derbe Rückschläge und anhand kurzer Rückblenden kann man einen Blick auf die ärmliche Herkunft Chaplins werfen, dessen Vater nach seinem großen Erfolg als Künstler im Alkohol versank und dessen Mutter von einer psychischen Krankheit gezeichnet ist. Vor diesem Hintergrund wird klar, wie sehr er seiner Kindheit entfliehen will und darum umso verbissener um das Gelingen seines Traumes kämpft.

© Knesebeck Verlag/David François

Als Chaplin von Mack Sennett entdeckt wird und dieser ihn nach Los Angeles geholt hat, beginnt für den Auswanderer mit der Erfindung der Tramp-Figur in den Keystone Studios sein kometenhafter Aufstieg als großer Star am leuchtenden Kinohimmel Amerikas.

Neben seinem beruflichen Werdegang als Schauspieler und Regisseur, den großen Filmerfolgen und der Gründung eines eigenen Filmvertriebs, wird auch sein Privatleben einbezogen. Charlie Chaplin, der Frauenheld und Liebhaber, mehrfach verheiratet und geschieden, und dann ist da als konstante an seiner Seite, sein älterer Bruder Sydney sowie seine kranke Mutter Hannah, die er später von London nach Amerika zu sich holt. Mit den starken Veränderungen der weltpolitischen Lage nimmt auch Chaplin einen Standpunkt ein und macht sich als Sympathisant mit dem Kommunismus in seiner Wahlheimat im Kreise des FBI keine Freunde.

© Knesebeck Verlag/David François

Bewundernswert, wie Chaplin seinen Weg, allen Widrigkeiten zu Trotz, gegangen ist und schließlich seinen Lebensabend mit seiner vierten und letzten Ehefrau Oona in der Schweiz verbrachte. Es scheint so, als habe Seksik in dieser Biografie alle wichtigen Pfeiler im Leben des Charlie Chaplin eingebracht und man hat auf jeden Fall das Gefühl, die Persönlichkeit nun besser kennengelernt zu haben.

Die Illustrationen des französischen Künstlers David François sind allerdings nicht ganz nach meinem Geschmack, denn an seinen verschwommen wirkenden Stil musste ich mich erst gewöhnen, und an der eigenartigen Darstellung der Personen, mit langen spitzen Nasen als hervorstechendes Merkmal, konnte ich bis zuletzt keinen Gefallen finden. Gerade bei den weiblichen Figuren wirkt der Stil alles andere als ästhetisch und schön anzusehen. Allerdings glänzt das spezielle Artwork von David François mit archetektonischen Darstellungen oder der Inszenierungen der Filmsets dafür umso mehr.

Ein künstlerischer Comic, der das Leben und die Erfolge der Filmikone Charlie Chaplin in spannender Weise präsentiert.

Laurent Seksik ist ein französischer Schriftsteller und Arzt. Er begann 1999 zu schreiben und ist Co-Autor des Drehbuchs für ein Dokudrama Charlie Chaplin, la légende du siècle, das mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Seksik teilt sein Leben zwischen der Medizin und dem Schreiben.

Quelle: Knesebeck Verlag

David François ist ein französischer Comic-Künstler. Nachdem er zunächst eine naturwissenschaftliche Laufbahn einschlagen wollte, widmete sich der Autodidakt doch seiner Leidenschaft. Er setzt sich aktiv für die Förderung der Comic-Kunst ein und leitet Workshops zum Schreiben von Comics in Psychiatrien und Strafvollzugsanstalten.

Quelle: Knesebeck Verlag