{Rezension} Bis zum bitteren Ende von Jérôme Félix & Paul Gastine


Lesedauer: 4 Minuten

Die Ära der Cowboys geht ihrem Ende zu. Bald werden es die Züge sein, die die Rinder bis in die Schlachthöfe von Chicago bringen. In Begleitung von Bennett, einem einfältigen Jungen von zwanzig Jahren, beschließt Russell, seine Sporen an den Nagel zu hängen, um sich als Farmer in Montana niederzulassen. Unterwegs machen sie halt in Sundance Kurz darauf wird Bennett tot aufgefunden. Um das Ansehen seiner Stadt zu bewahren, glaubt der Bürgermeister liebe an einen Unfall, als die Möglichkeit eines Mordes in Betracht zu ziehen, und jagt Russell aus der Stadt. Doch der alte Cowboy kommt mit einer Bande von Outlaws zurück, um die Aufklärung von Bennetts Tod zu fordern…

Letztes Jahr habe ich mich zum ersten Mal dem Genre Western mit dem wunderbaren Comic »Wild West – Calamity Jane« angenähert und wurde damit angenehm überrascht, sodass ich mir auf Empfehlung nun auch den kürzlich erschienenen Einzelband »Bis zum bitteren Ende« von Jérôme Félix und Paul Gastine zur Hand genommen habe.

Der französische Comicautor Jérôme Félix legt eine mitreißende Story vor, die sich mit dem Ende der Cowboy-Ära beschäftigt und den Scheinwerfer auf die brisanten Gesichtszüge dieser Zeit legt, in der zahlreiche Viehtreiber durch den Ausbau der Eisenbahn in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden. Im Mittelpunkt der Handlung steht der eingefleischte Cowboy Russell mit seinem Ziehsohn Bennett, den er trotz Handicap über alles liebt und sich ein gutes Leben für ihn, der seine Eltern so früh verloren hat, wünscht.


© Splitter Verlag/Paul Gastine

Bei seinem letzten Auftrag liegen die Nerven blank, was auch der heranwachsende Bennett zu spüren bekommt, doch Russells rechte Hand Kirby fühlt sich ebenfalls verantwortlich und kümmert sich um den jungen Burschen. Durch diesen Einstieg hat Félix bereits eine starke emotionale Bindung zwischen Leser*innen und den Charakteren geschaffen, die einen umso mehr bei den kommenden Ereignissen und dem Schicksal der Protagonisten mitfiebern lassen.


© Splitter Verlag/Paul Gastine

Als die Cowboys einen Zwischenstopp in dem Städtchen Sundance einlegen müssen, wird das Personal um weitere Protagonisten erweitert, anhand derer das Leben der Menschen in dieser Umbruchszeit auf den Punkt gebracht wird. Ein jeder versucht sein Glück und hofft auf eine goldene Zukunft, so auch der Bürgermeister von Sundance, der in Aussicht gestellt bekommt, als Standort für einen Umschlagbahnhof auserwählt zu werden.


© Splitter Verlag/Paul Gastine

Doch als der gutmütige Bennett in Sundance tot aufgefunden wird, droht diese Zukunftschance aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Um das zu verhindern, beharrt der Bürgermeister auf einen Unfall. Der alte Cowboy Russell will jedoch Antworten und holt sich Verstärkung, um diese zu bekommen. Aus dieser Situation entwickelt sich ein explosiver und dramatischer Showdown, der moralischen und ethische Fragen aufwirft und somit zum Nachdenken anregt.

Die großartigen Zeichnungen von Paul Gastine versprühen adäquaten Western-Flair und beeindrucken mit einem fein gezeichneten Minenspiel der Protagonisten. Grandios ist die stimmungsvolle Kolorierung der Panels, die für eine zusätzliche emotionale Tiefe sorgen.

»Bis zum bitteren Ende« ist ein absolut empfehlenswerter Spätwestern, der soviel mehr bietet als sinnlose Revolverduelle und Machtspielchen, denn es werden tiefgreifende Fragen thematisiert, die Schattenseiten der am Rande lebenden Gesellschaft aufgezeigt und eine mutige Frau ins Rennen geworfen, die diesen Comic lange im Gedächtnis nachhallen lassen. Außerdem eignet sich die abgeschlossene Geschichte auch für Comic-Einsteiger.


Ein mitreißender Spätwestern der mit emotionaler Tiefe und spannenden Themen aufwartet.

★★★★★

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Titel: Bis zum bitteren Ende
Originaltitel:
Autor: Jérôme Félix
Zeichner: Paul Gastine
Übersetzerin: Tanja Krämling
Genre: Comic, Western
Verlag: Splitter Verlag
ISBN-13: 978-3962195687
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 80 Seiten
Preis: 18,00 €
Erschienen: 24. Februar 2021

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