{Rezension} 1000 Stürme von Tony Sandoval


Lesedauer: 4 Minuten

Lisa ist ein einsames Mädchen, das gerne durch die Natur spaziert und seltsame Knochen sowie Kieselsteinchen sammelt. Die anderen Kinder halten sie für seltsam – vielleicht sogar für eine Hexe – und meiden sie. Als sie eines Tages einen Baum entdeckt, der den Zugang zu einer Parallelwelt ermöglicht, findet sie sich inmitten einer dämonischen Invasion wieder und muss eben jene Kinder retten, die sie einst so sehr verspottet haben.

Tony Sandovals Fantasy-Märchen über die stürmische Zeit des Erwachsenwerdens in »1000 Stürme« ist sichtbar in der gleichen verzauberten Welt wie »Wasserschlangen« angesiedelt, kann jedoch unabhängig voneinander gelesen werden, da sich Charaktere und Story nicht aufeinander beziehen und jeweils eine eigenständige Sommergeschichte präsentieren.


© Cross Cult/Tony Sandoval

Eine Parallele gibt es allerdings doch noch, denn genau wie in »Wasserschlangen«, hat Tony Sandoval auch in »1000 Stürme« die Hauptrolle mit einem wundersamen jungen Mädchen besetzt, dass aufgrund seiner Geschichte unheimlich zerbrechlich wirkt. Doch der erste Blick trügt, denn Lisa, die ihre Mutter viel zu früh verloren hat und nun bei ihrer Patentante und deren kleinen Sohn lebt, ist viel stärker, als alle denken.

Besonders die Gefühle von Lisa sind zwischen den Zeichnungen unheimlich präsent. Ihre Einsamkeit und Sehnsucht sind spürbar, wenn sie neben Schule und Ferienjob in der Natur unterwegs ist, kuriose Steine und andere hübsche Dinge sammelt oder mit ihren Puppen spielt, für die sie sich insgeheim schon zu alt fühlt. Immerhin hat sich ihr Körper bereits verändert, ihr Busen ist deutlich sichtbar und die Beziehung zu Jungen in ihrem Alter ist anders.


© Cross Cult/Tony Sandoval

Die Wogen, die das Heranwachsen zu einem eigenen Leben mit sich bringen, transferiert Tony Sandoval auf eine mystische Ebene, indem er Lisa durch ein Baumtor in eine Parallelwelt treten lässt, die von ungewöhnlichen Wesen bevölkert wird und unter deren Oberfläche grimmige Monster lauern. Als Lisa einen wunderschönen Tierschädel entdeckt und die Zähne mitgehen lässt, ahnt sie nicht, welch Schrecken sie damit heraufbeschwört.

Schon bald greifen die Schrecken auf die reale Welt über und bringen gerade jene Kinder in Gefahr, die Lisa ihre Außenseiterrolle spüren haben lassen. Dass sich Lisa dennoch ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden für sie einsetzt, zeugt von ihrem starken Charakter.

Die düstere und magische Welt von Tony Sandoval hat mich von der ersten Seit an mitgerissen und nicht mehr losgelassen. Besonders auch durch die großformatige Ausgabe des Comics wirken die surrealen Illustrationen Sandovals noch stärker und man versucht unweigerlich die Geheimnisse zwischen Bildern und Textzeilen zu ergründen. In das spezielle Artwork, mit feinen Strichen, feingliedrigen Figuren und absonderlichen Kreaturschöpfungen, die wie von einer anderen Welt wirken, habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Ein wunderbares Leseabenteuer, welches sich nicht unbedingt an junge Leserinnen und Leser richtet, da die Handlung zeitweise auch blutige und grausame Wege beschreitet.


Ein weiterer Ritt durch Tony Sandovals besondere Fantasie-Welt, die nicht nur mit seinen imaginären Bildern überzeugt, sondern auch mit einer fesselnden Erzählung über die wogende Zeit des Erwachsenwerdens besticht.

★★★★★

*WERBUNG*

Titel: 1000 Stürme
Originaltitel: 1000 Tempêtes
Autor*in: Tony Sandoval
Illustrator*in: Tony Sandoval
Übersetzer*in: Martin Knopp
Genre: Comic
Verlag: Cross Cult
ISBN-13: 978-3966588850
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 144 Seiten
Preis: 25,00 €
Erschienen: 27. Dezember 2022

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Der dreimal für den Eisner-Award nominierte Schriftsteller und Künstler Tony Sandoval (DOOMBOY) aus Mexiko präsentiert in WASSERSCHLANGEN eine wundersame Welt mit geheimen Orten und traumhafter Magie, die in den alltäglichen Winkeln unserer schlafenden Fantasie verborgen liegen.

Er hat eine Vorliebe für seltsame Geschichten. Er wurde 1973 in der Wüste im Nordwesten Mexikos geboren und entwickelte eine Passion für Kunst und Musik. Er ging als illegaler Einwanderer in die USA. Eine Erfahrung, die er später in einer Graphic Novel verarbeitet hat. Mittlerweile lebt und arbeitet Tony hauptsächlich in Paris. Einige Jahre hat er in Berlin verbracht. Er wurde mehrfach für wichtige Comicpreise nominiert und ist regelmäßig auf Jahresbestenlisten vertreten.

Sein Werk umfasst mehr als 15 Titel, die in 10 verschiedenen Ländern veröffentlicht wurden. Als Künstler trägt er auch zu diversen Ausstellungen und Veröffentlichungen anderer Autoren bei. Derzeit arbeitet an zwei weiteren Büchern und weiteren Ausstellungen.

Quelle: Cross Cult


In meinen Augen ein einzigartiges Leseerlebnis und eine große Empfehlung.
Letterheart

Von der Story her eher für Jugendliche, von den Zeichnungen und originellen Figuren her ein Augenschmaus für jedes Alter.
Comickunst

1000 Storms kommt mit einer Bildgewalt daher, die es schafft, sich ins Hirn einzubrennen.
ComicChaot

Das magische Abenteuer weiß schnell in den Bann zu schlagen und ist bewusst Zeitlos gehalten.
Phantastik-News, Christel Scheja

„1000 Stürme“ ist ein „typischer“ Sandoval.
Ringbote, Daniel Pabst

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